
Es gießt in Strömen – buchstäblich. Ausgehend von den Tropen bilden sich nämlich über den Ozeanen sogenannte „Atmospheric Rivers“, die oft doppelt so viel Wasser wie der gesamte Amazonas mit sich führen. Treffen diese „Himmelsmonster“ im Westen Europas an Land, kommt es zu extremen Niederschlägen. Klimaforscher der Uni Graz haben eine neue Methode entwickelt, diese atmosphärischen Flüsse genauer zu untersuchen und vorherzusagen.
„,Atmospheric Rivers‘ treffen in erster Linie auf die Westküsten der Kontinente und können sogar einige 100 Kilometer weit ins Landesinnere vordringen. In Europa sind dadurch insbesondere Großbritannien, die iberische Halbinsel sowie Frankreich betroffen. Ausläufer erreichen in Extremfällen Deutschland und die Schweiz“, berichtet Meteorologe Ulrich Foelsche.
Der Wissenschaftler erinnert an den Sturm „Desmond“, der vor rund zehn Jahren Irland und Großbritannien verwüstete. Und er rechnet damit, dass sich die atmosphärischen Flüsse im Zuge des Klimawandels weiter verstärken werden. Umso wichtiger sind Informationen nicht nur über deren Masse, sondern auch über ihre Bewegung und Ausbreitung.
Dynamische Entwicklung
„Atmospheric Rivers“ werden derzeit in erster Linie von Satelliten, insbesondere mit passiven Mikrowellensensoren, beobachtet. Foelsche, Forscher am Institut für Physik sowie am Wegener Center der Uni Graz, erklärt: „Diese Daten erlauben zwar eine gute Abschätzung der Menge an Wasserdampf. Sie liefern aber keine Hinweise über die senkrechte Verteilung, die für das Verständnis der Dynamik dieser Gebilde wichtig wäre.“
Dafür hat nun Foelsche gemeinsam mit Bahareh Rahimi eine Lösung entwickelt, wie die beiden in einem Artikel im Fachjournal Atmospheric Measurement Techniques darlegen. Sie setzen die sogenannte Radio-Okkultation ein. Diese Methode erlaubt mit Hilfe von GPS-Signalen von Sender- zu Empfängersatelliten bessere Aufschlüsse über die vertikale Struktur und damit über die dynamische Entwicklung der Flüsse in der Atmosphäre.