Baumartenwahl als Balanceakt

Praxis und Wissenschaft gemeinsam im Wald – Österreichische Bundesforste (ÖBf) trifft Projektbeteiligte von WINALP 21 Quelle: Marianne Schreck Copyright: © BFW

Expertinnen und Experten aus Österreich und Deutschland diskutierten im Juni 2025 im Rahmen des Projekts WINALP 21 der HSWT an der Forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen in Oberösterreich die Waldentwicklung im Klimawandel. Im Mittelpunkt des vom INTERREG Programm Bayern-Österreich 2021-2027 geförderten Projekts WINALP 21  steht die Frage, wie alpine Wälder unter zunehmenden Klimaextremen und veränderten Standortbedingungen resilient bleiben können.

Erster Tag im Hörsaal

Der Theorieteil fokussierte die Herausforderungen der künftigen Waldbewirtschaftung: Angepasste Baumartenwahl sowie das komplexe Zusammenspiel von Wasserhaushalt, Nährstoffausstattung des Bodens und klimatischer Faktoren. Besonders in den Alpen mit der kleinteiligen Landschaftsgliederung ist dies von entscheidender Bedeutung, da jeder Standort unterschiedlich auf die Veränderungen im Klimawandel reagiert.

„Das Richtige am richtigen Ort tun“ formulierte es WINALP 21-Projektleiter Prof. Dr. Jörg Ewald von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) prägnant. Das sich im Alpenraum regional unterschiedlich wandelnde Klima hat direkte Auswirkungen auf das Wärme- und Wasserangebot und damit auch auf das Wachstum und die Überlebensfähigkeit von Bäumen. Der Schlüssel zu einem resilienten Wald liege nicht in simplen Antworten, sondern in differenzierten, standortspezifischen Entscheidungen.

Das Höllengebirge als Lernwerkstatt

Die Exkursion am zweiten Tag führte ins Höllengebirge auf eine rund 1.000 Meter hoch gelegene Demonstrationsfläche der Österreichischen Bundesforste im Schutzwald, welche von der Universität für Bodenkultur Wien seit mehr als einem Jahrzehnt betreut wird. Auf diesem Fichten-Tannen-Buchenwaldstandort wurde die Theorie gemeinsam mit Revierleiter Martin Stürmer und forstlichen Praktikerinnen und Praktikern mit der Realität abgeglichen. Mehrere heftige Naturereignisse in den vergangenen Jahrzehnten hatten einen geschlossenen Bestand in eine Kahlfläche verwandelt.

Die Wiederbewaldung macht deutlich, dass der Waldumbau ein langwieriger, störanfälliger Prozess und die Hanglage besonders anfällig für Erosionen ist: Ein 2010 errichteter aufwändiger und anfangs nicht immer erfolgreicher Wildschutzzaun konnte 2023 wieder entfernt werden und zeigte damit, dass ein langfristig aufrechterhaltenes, konsequentes Wildtiermanagement funktionieren kann.

Klimafitter Wald?

Auch hier gibt es keine einfachen Antworten: Aufforstungen mit Lärche etwa litten in den vergangenen Trockenjahren unter starkem Ausfall. Die Weißtanne als potenzielle Hoffnungsträgerin des Waldumbaus hat es aufgrund Konkurrenzdruck sowie durch Humusabbau und Nährstoffmangel nach Windwürfen oft schwer. Positive Entwicklungen wie Naturverjüngungen gab es dafür bei Pionierbaumarten wie Zitterpappel, Weißkiefer, Bergahorn und Ulme. Dies trägt zur Artendiversität und möglicherweise auch zur Resilienz gegenüber Klimakrisen bei.