Der Klimawandel tötet die Vögel

Tropische Vögel erleben heute zehnmal mehr Hitzetage als vor 40 Jahren, was ihren stärksten Bestandsrückgang antreibt. Foto: Unsplash

Die Bestände tropischer Vögel haben sich seit 1980 im Vergleich zu einer Welt ohne Klimawandel um rund ein Drittel (25-38 Prozent) verringert. Grund dafür sind immer intensivere Hitzeextreme. Einzelne Arten haben sogar mehr als 50 Prozent ihres Bestands eingebüßt, konstatiert eine in Nature Ecology and Evolution veröffentlichten Studie unter Mitwirkung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), der University of Queensland und es Barcelona Supercomputing Center (BSC).

„Der Rückgang ist erschütternd“, kommentiert Hauptautor Maximilian Kotz, Gastwissenschaftler am PIK und Forscher am BSC, die Ergebnisse. „Vögel reagieren besonders empfindlich auf Dehydrierung und Hitzestress. Extreme Hitze führt zu erhöhter Sterblichkeit, geringerer Fruchtbarkeit, verändertem Brutverhalten und einer schlechteren Überlebenschance der Jungvögel.“ (Kurzvideo mit Leitautor Maximilian Kotz siehe hier: https://www.youtube.com/shorts/Gfx-UQU94jk).

Der Studie zufolge sind tropische Vögel heute zehnmal so viel extremer Hitze ausgesetzt wie noch vor vierzig Jahren: von durchschnittlich drei Tagen extremer Hitze pro Jahr auf dreißig Tage. Die Untersuchung verknüpft Beobachtungsdaten mit Modellen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Vogelpopulationen weltweit nachzuzeichnen – mit Schwerpunkt auf Hitze und Niederschlag.

Die stärksten Rückgänge fanden sich in den Tropen, doch nahezu jede Region verzeichnete Verluste. Dabei hatte die Zunahme extremer Hitze den größten Einfluss auf die Bestandsrückgänge. „Die steigenden Temperaturen drängen Arten in sehr kurzer Zeit aus den Lebensräumen, für die sie natürlich angepasst sind“, fügt Kotz hinzu.

Klimawandel ist wachsende Bedrohung für Artenvielfalt

Bislang war es schwierig, die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt von den Verlusten zu unterscheiden, die auf direktere menschliche Einflüsse wie die Abholzung zurückzuführen sind. Die vom Forschungsteam angewandten Methoden schafften es, dies zu leisten. Es zeigt sich, dass in den tropischen Regionen der niedrigeren Breitengrade die zunehmenden Hitzeextreme bereits einen größeren Einfluss auf den Verlust von Vogelpopulationen haben als die Abholzung und die Zerstörung von Lebensräumen.

Dies erklärt möglicherweise die jüngsten Beobachtungen in unberührten Regenwäldern im Amazonas und in Panama, wo ohne offensichtlichen Grund große Verluste bei Vogelarten dokumentiert wurden.

Was das für den Naturschutz bedeutet, erklärt Co-Autorin Tatsuya Amano von der University of Queensland: „Zusätzlich zu Schutzgebieten und einem Stopp der Abholzung müssen wir dringend Strategien angehen, um besonders hitzeanfälligen Arten Anpassungschancen zu bieten. Das kann auch Ex-situ-Maßnahmen umfassen – also das Betreuen von Populationen an anderen Standorten.“

PIK-Forscher Kotz abschließend: „Letztlich sind unsere Emissionen der Kern des Problems. Wir müssen sie so schnell wie möglich senken.“