Dynamische Stromtarife zur Regelung EE-versorgten Stromverbrauchs

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Die Einführung dynamischer Stromtarife gilt als entscheidender Baustein zur Flexibilisierung des Strommarktes und zur besseren Integration erneuerbarer Energien. Mit seiner aktuellen Studie „Dynamische Stromtarife zur Regelung EE-versorgten Stromverbrauchs“ liefert Prof. Dr.-Ing. Markus J. Löffler nun eine quantitative Bewertung dieses Instruments auf Basis der Stromverbräuche von 2024. Das Ergebnis: Die neuen Tarife halten derzeit nicht, was sie versprechen.

Anlass und Grundlage der aktuellen Studie ist die seit 2025 für Stromanbieter verpflichtende Einführung dynamischer Stromtarife (§41 EnWG) sowie das 2024 veröffentlichte „Strommarktdesign der Zukunft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Das Papier skizziert einen Paradigmenwechsel: Der Stromverbrauch soll sich künftig deutlich stärker und flexibler als bisher an der wetterabhängigen Verfügbarkeit erneuerbarer Energien orientieren.

Die Studie von Prof. Löffler simuliert anhand von 243 Szenarien das Verhalten von stromkostenoptimierenden Verbraucherinnen und Verbrauchern im Jahr 2024 unter vollständiger Nutzung dynamischer Tarife in Wechselwirkung mit der Stromversorgung aus Erneuerbaren Energien. Dabei wird insbesondere untersucht, wie sich diese Tarife auf den Lastverlauf sowie auf die Kosten an der Strombörse auswirken würden.

Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung beinhalten folgende Kernaussagen:

Begrenzte systemische Vorteile: Ohne zusätzliche Kurzzeitspeicher oder Batteriesysteme führen dynamische Tarife zu erheblichen Verwerfungen im Tagesablauf der Verbraucherinnen und Verbraucher – sowohl privat als auch institutionell. Dies umfasst u. a. zeitliche Verschiebungen im Verbrauch, die den Alltag erheblich beeinträchtigen können – zum Beispiel durch unpraktische oder schwer umsetzbare Nutzungszeiten für Haushaltsgeräte oder industrielle Prozesse. Ein reines Preissignal reicht daher nicht aus, um den Verbrauch in nennenswertem Umfang flexibel zu gestalten.

Keine signifikante Kostensenkung: Die Simulation zeigt keine wesentlichen Einsparungen bei den Gesamtkosten der Stromversorgung durch dynamische Tarife allein. Systemisch betrachtet bleiben die Herausforderungen der Energiewende wie unzureichende Speicherkapazitäten und ein zu langsamer Netzausbau bestehen.

Potenzial für Steigerung der Akzeptanz: Trotz dieser Einschränkungen sieht Löffler Chancen in neuen Produkten rund um dynamische Tarife sowie in deren psychologischer Wirkung auf Verbraucherinnen und Verbraucher – sie könnten das Bewusstsein für die Energiewende schärfen und zur Akzeptanz beitragen.

Prof. Löfflers Fazit: „Die Flexibilisierung des Strommarktes über dynamische Preismechanismen ist grundsätzlich eine Form der Energierationierung, die strukturelle Probleme im Energiesektor sichtbar offenlegt – als alleiniges Instrument sind flexible Tarife kein ‚Game-Changer‘.“ Vielmehr bedürfe es ergänzender technischer Lösungen, um den Paradigmenwechsel wirklich zu ermöglichen.