
Ein internationales Forschungsteam unter Federführung der Universität Bayreuth hat erstmals gezeigt, welche Bausteine sich für eine präzise Kunststoffproduktion mit Schwefelatomen eignen. Diese schwefelhaltigen Kunststoffe können leichter zersetzt werden als übliche Kunststoffe und könnten so neue Recyclingwege eröffnen.
Kunststoffe sind allgegenwärtig, sie finden sich in Verpackungen, Elektronikteilen oder Medizinprodukten. Doch sie hinterlassen ein riesiges Müllproblem: Viele herkömmliche Kunststoffe zerfallen nicht oder nur sehr schwer. Deshalb ist Forschung nötig, um neue Kunststoffe zu entwickeln, die nützliche Eigenschaften haben, aber zugleich gezielt abgebaut oder recycelt werden können. Dadurch können nachhaltigere Materialien designt werden, um den Einsatz von Kunststoffen langfristig ressourcenschonender zu ermöglichen. Der Einbau von Schwefelatomen in die Kunststoffketten (Polymere) macht diese abbaubarer, sagen die Forschenden.
Die Integration von Schwefelatomen macht Polymere deshalb nachhaltiger, weil sich die Bindungen zwischen Kohlenstoff- und Schwefelatomen einfacher öffnen lassen als Bindungen zwischen Kohlenstoff- und anderen Kohlenstoff- oder Sauerstoffatomen. Das ermöglicht den Abbau der schwefelhaltigen Kunststoffe unter vergleichsweise milden Bedingungen. Allerdings sind Strategien zur Synthese dieser Kunststoffe bislang wenig entwickelt, was eine breite Herstellung erschwert.
Ein erster Schritt zur Massenproduktion ist nun gemacht
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Texas A&M University und der Universität Bayreuth hat erstmals ein Herstellungsverfahren entwickelt, mit dem sich verschiedene schwefelhaltige Bausteine bezüglich ihrer Eignung für die Kunststoffherstellung testen und vergleichen lassen.
„Mit unserer Studie konnten wir eine Vorhersage-Regel aufstellen, die voraussagt, welche Schwefel-Bausteine perfekt aufgebaute und saubere Polymere ergeben und welche nicht“, sagt Prof. Dr. Alex J. Plajer, Juniorprofessor für Makromolekulare Chemie an der Universität Bayreuth. Bisher mussten die eingesetzten Bausteine und Reaktionsbedingungen zur Herstellung dieser schwefelhaltigen Kunststoffe speziell auf die spezifische Bestandteilkombination abgestimmt und optimiert werden. „Einen Bauplan, wie man unter einheitlichen Bedingungen nachhaltige Kunststoffe mit Schwefel herstellen kann, gab es bisher nicht“, so Plajer.
Mithilfe ihres neuen Verfahrens haben die Forschenden Carbonylsulfid als besonders geeigneten Schwefel-Baustein zur Kunststoffherstellung identifiziert. Carbonylsulfid reagiert sehr zuverlässig und bildet lange, gleichmäßig aufgebaute Kunststoffketten – und das unter Einsatz von wenig Katalysator, der die chemische Reaktion ermöglicht. Zusätzlich entstehen bei der Reaktion kaum unerwünschte Nebenprodukte.
„Mit unseren Ergebnissen legen wir den Grundstein für die Entwicklung neuer, nachhaltiger Materialien, die sich auf kontrollierte Weise abbauen lassen“, fasst Plajer zusammen.