
Das Matena innovate! Center wurde 2024 gegründet und wird von der Joachim Herz Stiftung gefördert. Es setzt dort an, wo klassische Innovationsketten versagen und Forschung oft vor dem Prototypenstadium stecken bleibt. Hier schließt es die systemische Lücke im Wissens- und Technologietransfer. Das Center bringt Forschende aus den Materialwissenschaften mit Fachleuten aus dem Transfer- und Innovationsmanagement zusammen. So werden etwa Patentierungen oder die Gründung von Start-ups aus den Projekten heraus vorangetrieben.
Forschende aus dem MAPEX Center for Materials and Processes der Universität Bremen können gemeinsam mit dem Matena innovate! Center Projektfinanzierungen durch ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren starten. Der Lenkungskreis des Matena innovate! Centers hat vier neue Transferprojekte ausgewählt, die dieses Verfahren erfolgreich durchlaufen haben. Somit werden aktuell sieben Forschungsvorhaben vorangetrieben: Drei Transfer-Pilotprojekte zur Herstellung von umweltfreundlichen Zink-Ionen-Batterien, nachhaltigen Futtermitteln in der Aquakultur und neuartigen Wasserstoffsensoren laufen bereits seit Anfang 2025.
Die neuen Transferprojekte im Überblick
Ziel des Projekts Use Swarf ist das Upcycling von Schleifschlamm – ein Abfallprodukt, das bei Schleifarbeiten, insbesondere in der Metallverarbeitung, entsteht. In Deutschland fallen jährlich knapp 200.000 Tonnen davon an. Die beteiligten Wissenschaftler:innen entwickeln ein Verfahren, um Schleifschlamm als hochwertige Ressource wiederzuverwenden: Er kann zur Herstellung von Verschleißschutzschichten erneut eingesetzt werden.
Das Projekt Twinspace entwickelt ein neuartiges Robotersystem, um Leichtbaukomponenten in der Luftfahrtindustrie herzustellen. In dem Verfahren sollen Carbonfasern automatisiert aufeinander abgelegt und damit Produktionskosten gesenkt sowie die Energieeffizienz gesteigert werden. Mithilfe des Robotersystems sollen außerdem zeit- und materialintensive Testläufe durch Simulationen und Prozesse in Echtzeit simuliert werden. Gelingen kann das mit sogenannten semantischen digitalen Zwillingen. Dabei handelt es sich um digitale Modelle der Produktionsanlage, die physikalische Modelle mit datenbasierten KI-Technologien kombinieren. So verbindet das System künstliche Intelligenz mit neuesten Erkenntnissen aus Materialwissenschaft und Fertigungstechnik.
Das Projekt Ostenit widmet sich einem neuartigen optischen Sensor, der die Qualität und Ressourceneffizienz bei der Oberflächenbehandlung von Stahlprodukten steigern soll. Um Stahloberflächen zu härten, sind energieintensive Nitrierverfahren der industrielle Standard: Sie sind essentiell für viele Anwendungen in der Automobilindustrie und der Luft- und Raumfahrttechnik. Die Wissenschaftler:innen entwickeln in diesem Projekt einen Sensor, um erstmals die beim Nitrierprozess wachsende Schicht direkt am Bauteil im Ofen erfassen und aktiv einstellen zu können. Dank der neuen In-Prozess-Sensorik lässt sich so die Qualität der der Oberflächenbehandlung deutlich steigern. Zugleich lassen sich durch die direkte Randzonenüberwachung am Bauteil erhebliche Energieeinsparungen erzielen.
Das Projekt Nachhaltige Gasaufbereitung im Stahlwerk adressiert das immense CO2-Aufkommen bei der Stahlerzeugung und dessen Aufbereitungsproblem. Kohlendioxidhaltige Gase, die bei der Stahlerzeugung entstehen, können mithilfe von katalytischer Gasaufbereitung umgewandelt werden. Dabei entstehen Stoffe, die anschließend als Energiequellen oder Rohstoffe weiterverwendet werden können. Im Projektsoll diese katalytische Gasaufbereitung im Zusammenspiel mit Wasserstoff genutzt werden, um synthetischen Kraftstoff zu erzeugen. Es möchte belegen, dass der Ansatz einen klaren Beitrag zur CO₂-Reduktion leistet.