
Straßen, Mauern, Beton, die Stadt wirkt wie ein unwirtlicher Lebensraum. Doch manche Tiere kommen erstaunlich gut mit ihr zurecht. Die neue Studie „City lizards are more social“ (Stadt-Eidechsen sind geselliger) im Fachmagazin Biology Letters zeigt: Mauereidechsen (Podarcis muralis) verhalten sich in Städten deutlich geselliger als auf dem Land. Das Forschungsteam um Erstautorin Avery Maune von der Universität Bielefeld untersuchte Populationen in Kroatien, mit überraschendem Ergebnis.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Mauereidechsen in Städten deutlich mehr Kontakte pflegen und stabilere Bindungen aufbauen als ihre Artgenossen in naturnahen Gebieten“, sagt Maune, Doktorandin in der Arbeitsgruppe von Professorin Barbara Caspers an der Fakultät für Biologie. „Das ist bemerkenswert, weil diese Eidechsen normalerweise sehr territorial sind und sich eher aus dem Weg gehen.“
Stadtstrukturen fördern Nähe
Um die sozialen Muster sichtbar zu machen, nutzte das Team eine Sozialnetzwerkanalyse, ein Verfahren, das normalerweise in der Verhaltensforschung zum Einsatz kommt. Die Daten zeigten: In urbanen Lebensräumen bildeten die Tiere mehr Verbindungen, hielten engeren Kontakt und wurden häufiger in Gruppen beobachtet.
Die Forschenden führen das auf die besondere Struktur von Städten zurück. Versiegelte Flächen, wenig Verstecke und ungleich verteilte Ressourcen wie Nahrung oder Sonnenplätze drängen die Tiere näher zusammen. Die Folge: mehr Toleranz gegenüber Nachbarn, ein Verhalten, das in freier Natur so nicht vorkommt.
Anpassung an das Leben zwischen Mauern
Für die Forschenden ist das mehr als nur eine Momentaufnahme. „Die Fähigkeit, neue soziale Strategien zu entwickeln, könnte entscheidend sein, damit Arten in urbanen Lebensräumen bestehen“, betont Maune.