Doppelt so viel Futter – deutlich weniger Nitrat im Boden

Spitzwegerich in Reinsaat mit 400 keimfähigen Körnern/m² zum 3. Schnitt im September Copyright: © Tsvetelina Krachunova / ZALF

Eine neue Studie unter Mitarbeit des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung ZALF zeigt: Wenn Landwirtinnen und Landwirte Luzerne mit Spitzwegerich kombinieren, kann der Futterertrag im Vergleich zu herkömmlichen Mischungen verdoppelt werden. Gleichzeitig gelangt weniger Nitrat in das Grundwasser. Die Forschenden untersuchten im ökologischen Landbau, wie sich verschiedene Pflanzenmischungen unter trockenen Bedingungen auf die Erträge und die Stickstoffverteilung im Boden auswirken. Besonders erfolgreich waren Mischungen aus Luzerne und Spitzwegerich. Diese Kombination führte nicht nur zu einer deutlichen Ertragssteigerung, sondern reduzierte auch messbar die Nitratmengen im Boden in Tiefen, aus denen Nitrat leicht in das Grundwasser ausgewaschen werden kann.

Was sind Nitratverluste – und warum sind sie ein Problem?

Nitrat ist eine Form von Stickstoff, die Pflanzen zum Wachsen brauchen. Wenn Pflanzen aber im Herbst – wie etwa die Luzerne – umgebrochen werden, kann die Nachfolgefrucht nicht genug Stickstoff aus dem Boden aufnehmen, um Nitratauswaschung zu verhindern. Durch Regenfälle kann dieses Nitrat aus dem Boden in tiefere Schichten gespült werden, wo es den Pflanzen nicht mehr zur Verfügung steht.

Diese sogenannten Nitratverluste sind nicht nur ein wirtschaftlicher Nachteil für die Landwirtschaft, sondern auch ein Umweltproblem: Gelangt zu viel Nitrat in das Grundwasser, kann dies die Trinkwasserqualität gefährden. Besonders in ökologisch sensiblen Gebieten, wie Wasserschutzgebieten, ist es daher wichtig, solche Verluste zu vermeiden.

Neue Pflanzmischung überzeugt im Praxistest

Die Feldversuche fanden im ökologisch bewirtschafteten Wasserschutzgebiet Canitz bei Leipzig statt. Luzerne im Gemenge mit Spitzwegerich lieferte doppelt so viel Futtermasse im Vergleich zu klassischen Luzerne-Gras-Mischungen, wie zum Beispiel mit Wiesenschwingel.

„Gerade im Herbst, wenn die Pflanzen weniger Stickstoff aufnehmen, steigt das Risiko, dass Nitrat ausgewaschen wird. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Spitzwegerich nicht nur die Futtermenge erhöht, sondern auch aktiv zum Schutz des Grundwassers beiträgt“, sagt Tsvetelina Krachunova, Erstautorin der Studie und Wissenschaftlerin am ZALF.

Der Spitzwegerich enthält natürliche Inhaltsstoffe, die die Umwandlung von Ammonium zu Nitrat im Boden verlangsamen. Dadurch bleibt mehr Stickstoff in einer Form erhalten, die Pflanzen nutzen können, die aber nicht so leicht ausgewaschen wird. Das ist besonders wichtig in Zeiten mit viel Regen und wenig Pflanzenwachstum.

Neues Wissen für eine klimaangepasste Landwirtschaft

Die Forschenden empfehlen, Spitzwegerich gezielt und in angepasster Menge auszusäen, um eine Überwucherung der Luzerne zu vermeiden. Eine Aussaatmenge von etwa einhundert keimfähigen Samen pro Quadratmeter erwies sich als optimal. Die Ergebnisse sind besonders für Regionen mit Wasserknappheit oder für den Einsatz in Wasserschutzgebieten relevant.

Die Studie liefert neue Erkenntnisse für die Weiterentwicklung ökologischer Anbausysteme unter den Bedingungen des Klimawandels. Mit der Kombination aus höherem Ertrag und geringerem Umweltbelastungspotenzial bietet sie einen praxistauglichen Ansatz für Landwirtinnen und Landwirte.