Die Bedeutung der Wälder im Wasserkreislauf

Foto: Die Linde

Einige der wichtigsten ökologischen Prozesse zur Sicherung der Wasser- und Nahrungsmittelversorgung finden außerhalb des Blickfeldes statt – in Baumkronen, Böden und Wurzelsystemen, stellt das Stockholm International Water Institute (SIWI) fest. SIWI setzt sich weltweit dafür ein, das Verständnis, die Wertschätzung und den Umgang mit Wasser zu verändern. Als Fürsprecher und Berater zeigt das Institut  auf, wie eine verbesserte Wasserbewirtschaftung der Schlüssel zu einer gerechteren, prosperierenden und widerstandsfähigen Zukunft ist. Die Anerkennung dieser Funktionen des Waldes für den Wasserkreislauf ist heute von entscheidender Bedeutung für die Erstellung von Agrarplänen, die für ein unvorhersehbareres Klima geeignet sind.

Jahrelang wurden Wälder und Landwirtschaft oft als Konkurrenten um Raum und Ressourcen wie Wasser angesehen. Der neue Bericht, an dem das SIWI beteiligt war, „Klimatische und ökosystemare Vorteile von Wäldern und Bäumen für die Landwirtschaft“ zeigt jedoch, dass diese beiden Bereiche viel enger miteinander verbunden sind. Der Bericht zeigt, wie Wälder und Bäume die Systeme erhalten, die die Landwirtschaft unterstützen: Sie beeinflussen den Niederschlag, kühlen Felder, schützen Böden, unterstützen Bestäuber und schützen Landarbeiter vor extremer Hitze. Wald und Landwirtschaft sind keine Gegensätze, sondern untrennbar miteinander verbunden, was angesichts des Klimawandels besonders wichtig ist.

Die Verbindung zwischen Wald und Wasser verstehen

Wälder regulieren den Wasserhaushalt auf eine Weise, die ganze Landschaften prägt. Wurzeln ziehen Feuchtigkeit aus dem Boden und geben sie durch Transpiration an die Atmosphäre ab; Baumkronen fangen Niederschläge ab und senken die Temperaturen; und Laubstreu verbessert die Bodenstruktur. Diese Prozesse bestimmen, wie viel Wasser in den Boden eindringt, wie gleichmäßig es durch die Ökosysteme fließt und wie sauber es ist, wenn es Gemeinden, landwirtschaftliche Betriebe und Flüsse erreicht.

In der Praxis beeinflussen Wälder, wie viel Wasser verfügbar ist, wann es die Nutzpflanzen erreicht, wie es sich durch den Boden bewegt und welche Qualität das Wasser hat, das flussabwärts fließt. Wenn diese Funktionen nachlassen, spüren landwirtschaftliche Systeme die Auswirkungen sofort.

Grünes Wasser: der unsichtbare Blutkreislauf …..

Während blaues Wasser die Flüsse, Seen und das Grundwasser bezeichnet, die für die Bewässerung genutzt werden, ist grünes Wasser die Bodenfeuchtigkeit, die Pflanzen direkt aufnehmen – und die Grundlage für die gesamte regenbewässerte Landwirtschaft. Wälder und Bäume sind für die Aufrechterhaltung dieser Feuchtigkeit von entscheidender Bedeutung. Sie erhöhen die Versickerung, verbessern die Wasserspeicherkapazität des Bodens und spenden Schatten, der die Verdunstung verringert. In wasserarmen Landschaften sind diese Funktionen für die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft von zentraler Bedeutung.

…..der globalen Nahrungsmittelproduktion

Wälder tragen auch zur Regulierung des blauen Wassers bei – der Flüsse, Seen und Grundwasserleiter, die für die Bewässerung genutzt werden. Indem sie den Niederschlag absorbieren, anstatt ihn über die Oberfläche abfließen zu lassen, reduzieren Waldböden Überschwemmungen, unterstützen die Grundwasserneubildung und mildern den Abfluss. In degradierten Waldgebieten sind diese Funktionen beeinträchtigt oder gehen verloren, und selbst kleinräumige wassersparende Renaturierungsmaßnahmen können die Versickerung, die Bodenqualität und die Bodenfeuchtigkeit erheblich verbessern.

Wälder beeinflussen den Niederschlag und schützen die Wasserqualität

Wälder beeinflussen den Niederschlag weit über ihre Grenzen hinaus. Durch Transpiration geben bewaldete Gebiete Feuchtigkeit ab, die zur Bildung von Wolken und Niederschlägen beiträgt, manchmal sogar in Hunderten von Kilometern Entfernung. Wenn Wälder degradiert werden oder verloren gehen, wird das lokale Klima heißer und trockener, das Wetter weniger vorhersehbar, was direkte Auswirkungen auf die lokalen Ernteerträge und die Erträge in windabgewandten Gebieten hat.

Wälder wirken auch als natürliche Filter

Ihre Wurzeln, Streu und Böden fangen Sedimente und Schadstoffe auf, während Auwälder die Ufer stabilisieren und die Erosion verringern. Saubereres Wasser fördert gesunde Pflanzen und senkt die Kosten für die Instandhaltung von Bewässerungssystemen.

Klimawandel und die wachsende Dringlichkeit des Waldschutzes

Der Klimawandel verstärkt jede Anfälligkeit innerhalb der Nahrungs- und Wassersysteme. Extreme Niederschlagsereignisse spülen exponierte und degradierte Böden weg, während anhaltende Dürren dort am stärksten zuschlagen, wo die Landschaft nicht in der Lage ist, Feuchtigkeit zu speichern. Hitzewellen bedrohen sowohl die Ernten als auch die Landarbeiter in Gebieten mit begrenzter Baumbedeckung.

Wälder bieten einen natürlichen Schutz. Sie kühlen die Landschaft, verbessern die Bodenfeuchtigkeit, fördern lokale Niederschläge und puffern Extreme ab. Ohne sie werden sowohl grünes als auch blaues Wasser weniger zuverlässig und die Nahrungsmittelproduktion wird zunehmend anfällig.

Grünes Wasser in der Arbeit des SIWI

In der Wasserwirtschaft wächst die Erkenntnis, dass grünes Wasser Teil der allgemeinen Wasserbewirtschaftung werden muss. Für das SIWI ist dies zu einer neuen Priorität geworden: seinen Partnern zu vermitteln, wie Bodenfeuchtigkeit, Landschaftsintegrität und Regenfeldbau zur Klimaanpassung und langfristigen Wasserresilienz beitragen. Wälder und Baumsysteme spielen dabei eine zentrale Rolle.

Ihr Einfluss auf die Versickerung, die Bodenstruktur und die Niederschlagsbildung verdeutlicht, warum das Management von grünem Wasser nicht von Entscheidungen zur Landnutzung getrennt werden kann. Während SIWI seinen Fokus auf grünes Wasser weiter verstärkt, liefert der Bericht wertvolle Belege und unterstreicht die Notwendigkeit integrierter Ansätze, die Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Wassermanagement miteinander verbinden.

Was muss geschehen?

Um die Nahrungsmittel- und Wasserversorgungssicherheit zu stärken, hebt der Bericht mehrere Prioritäten hervor:

  • Integration von Wald-, Land- und Wassermanagement in ganzen Landschaften
  • Anerkennung der entscheidenden Rolle von Wäldern und Bäumen sowohl in grünen als auch in blauen Wassersystemen
  • Wiederherstellung degradierter Flächen zur Verbesserung der Bodenfeuchtigkeit, der Versickerung und der Wasserqualität
  • Investitionen in die Überwachung der Bodenfeuchtigkeit, der Niederschlagsmuster und der Wasserströme
  • Ausweitung der Agroforstwirtschaft und anderer baumbasierter Anbausysteme, die die Widerstandsfähigkeit stärken
  • Verbesserung der Koordination zwischen Wasser-, Landwirtschafts-, Forst- und Klimainstitutionen
  • Kombination von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit lokalem und indigenem Fachwissen

Was geschieht in Deutschland?

Wir berichteten unlängst über die globale Wasserverknappunghttps://dielinde.online/31803/die-welt-verliert-rapide-an-wasser/ Während Dürren, Hitzewellen und Starkregenereignisse die Wasserverfügbarkeit in vielen Regionen Deutschlands unter Druck setzen, rückt ein Ökosystem zunehmend in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Aufmerksamkeit: der Wald. Als natürlicher Wasserspeicher spielt er eine Schlüsselrolle im hydrologischen Gleichgewicht – und Forschende wollen genauer verstehen, wie diese Funktion in Zeiten des Klimawandels gesichert werden kann.

Waldböden wirken wie riesige Schwämme. Sie nehmen Regenwasser auf, speichern es und geben es langsam an Grund- und Quellwasser ab. Dadurch schützen Wälder nicht nur vor Hochwasser, sondern stabilisieren auch die Grundwasserneubildung, die für die Trinkwasserversorgung entscheidend ist. Dass Wälder zugleich Schadstoffe filtern und so zur hohen Wasserqualität in Deutschlands Wasserschutzgebieten beitragen, macht sie zusätzlich wertvoll.

Vor diesem Hintergrund widmen sich zahlreiche Forschungsgruppen dem Wasserhaushalt im Wald. Etwa arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an hochaufgelösten Bodenfeuchte-Messsystemen, mit denen sich präziser bestimmen lässt, wie viel Wasser ein Standort speichern kann. Universitäten und forstliche Forschungsanstalten untersuchen, wie unterschiedliche Baumarten – insbesondere solche, die als klimastabil gelten – den Wasserhaushalt beeinflussen. Denn ob ein Wald dominiert wird von Fichten, Buchen oder Mischbeständen, entscheidet mit darüber, ob Wasser im Boden gehalten oder rasch verdunstet.

Parallel dazu erforschen Projekte wie „BodenWasserWald“, wie sich Trockenperioden, veränderte Niederschlagsmuster und steigende Temperaturen auf die Speicherfähigkeit von Waldböden auswirken. Auch langfristige Monitoringprogramme beleuchten, wie der Waldumbau – also der Übergang zu klimastabilen Mischwäldern – helfen kann, den Wasserhaushalt resilienter zu gestalten.

Dringlich ist das alles aus gutem Grund: Die Waldschäden der vergangenen Jahre zeigen, dass Hitze und Dürre ganze Regionen destabilisieren können. Stirbt der Wald, verliert der Boden seine Struktur – und damit auch die Fähigkeit, Wasser zu speichern und zu filtern. Forschende warnen deshalb, dass der Schutz und die Wiederherstellung gesunder Wälder zu einer zentralen wasserpolitischen Aufgabe werden.

Die Forschung zieht dabei eine klare Linie: Der Wald ist weit mehr als ein Kohlenstoffspeicher oder Erholungsraum. Er ist ein elementarer Bestandteil des Wasserkreislaufs – und damit ein unverzichtbarer Verbündeter im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels.