Anhand von Satellitendaten und Vogelstimmen die Vielfalt in der Natur bestimmen: Das war die Idee, mit der das Start-up Hula Earth vor zwei Jahren gestartet ist. Heute hängen bereits über 80 kleine Hightech-Kästen in der Natur, die ständig Daten sammeln und in die Firmenzentrale schicken. Projektentwickler für Moorrenaturierung, Solarparks oder Naturschutzverbände nutzen die Dienstleitung bereits.
Hula Earth hat ein System entwickelt, das automatisiert Vogelstimmen erkennt, verarbeitet, speichert und die Resultate per Funk in die Firmenzentrale schickt. Die wichtigste Funktion der Schuhkarton-großen, mit Solarpanell ausgestatteten grünen Box ist es, der Natur zuzuhören und Geräusche auseinanderzuhalten. „Besonders Vogelstimmen sind gut erforscht“, sagt Mitgründer David Schmider, der der Tüftler im Team ist. „Zudem sind Vögel ein guter Indikator dafür, zu erfahren, wie es um die Biodiversität steht“, sagt der Informatiker und CTO bei Hula Earth. Das Besondere am Gesamtsystem ist einerseits, dass Vogelstimmen zuverlässig erkannt werden. „Hinzu kommt eine direkte Verarbeitung der Daten in „Echtzeit“ auf dem Gerät. Das nimmt Biologinnen und Biologen Einiges an manueller Feldarbeit ab“, ist Schmider überzeugt.
Dashboard mit Kennzahlen zur Biodiversität
Vogelstimmen, die nicht weiter als hundert Meter entfernt sind, registriert das Gerät. Neben den lokalen Bioakustikdaten schaut Hula Earth zudem aus dem All auf die Erde und ermittelt aus Satellitendaten etwa den Wassergehalt in Blättern oder deren Phytosyntheseaktivität. Aus allen Daten zusammen entsteht ein Dashboard, auf dem die Biodiversität der jeweiligen Region dargestellt ist – darunter Zahlen zur Ökosystemvitalität, zum Blattflächenindex (Blattfläche pro Bodenoberfläche) sowie zur Wasserspeicherkapazität.
„Wie die Klimakrise gibt es auch eine Biodiversitätskrise“, erläutert Mitgründer und CEO Florian Geiser, als TUM-Alumnus der Stratege und Visionär im Team, „mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts hängt direkt von Leistungen der Natur ab. Es ist ungemein wichtig, den Zustand der Natur zuverlässig und langfristig messen zu können.“
Natur als spirituelle Quelle für das Geschäftsmodell
Hula Earth ist nun gerade zwei Jahre alt. Der Name Hula leitet sich von einem hawaiianischen Tanz ab, dessen spirituelle Quelle die Natur ist – wie auch das Geschäftsmodell. Diverse Kundinnen und Kunden arbeiten bereits mit dem Unternehmen zusammen, um mittel- und langfristig Klarheit über die Entwicklung der Biodiversität zu haben. Naturschutzbehörden wollen wissen, wie sich die Biodiversität in einem renaturierten Moor entwickelt. Solarpark-Betreiber wollen abschätzen, wie groß etwaige Ausgleichsflächen bei Errichtung eines Solarparks sein müssen und Naturschutzverbände wollen nachweisen, wie wichtig nachhaltige und ökologische Landwirtschaft ist.
Aktuell 12 Mitarbeitende für Hula Earth unterwegs
Vor einem halben Jahr ist Hula Earth aus den Räumen des Robotik-Inkubators robo.innovate, der vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert wird, ausgezogen und sitzt nun mit 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in die Münchner Innenstadt in eigenen Räumen. „Die Unterstützung durch robo.innovate war unheimlich wichtig für uns“, sagt Mitgründer Geiser, „auch, weil wir viele Kontakte zu anderen Start-ups und auch potenziellen Investoren bekommen haben.“ Ende letzten Jahres dann kam das erste große Investment hinzu, eine Pre-Seed-Finanzierung, die den Umzug und neue Einstellungen möglich machte.
Darunter ist auch Julia Roblick, Betriebswirtin und Juristin mit Erfahrung im Risikokapitalsektor, die künftig für die Themen Geschäftsentwicklung, Finanzen und Personal zuständig ist. „Wir sind First Mover. Der Markt steckt noch in den Kinderschuhen und wir haben ein Produkt, das funktioniert“, ist Roblick überzeugt.
