Tierarten leben miteinander in vielfältigen Beziehungen. Diese beeinflussen ihr Vorkommen, ihre Verbreitung, ihre Fressgewohnheiten und die Übertragung von Krankheiten. Es ist allerdings selten möglich und häufig sehr schwierig, wichtige, aber subtile Interaktionen zweier oder mehrerer Tierarten direkt zu beobachten. Das Problem umgehen Ökologen, indem sie „versteckte“ Verfahren wie Kamerafallen benutzen, also versteckt angebrachte Kameras, die über einen Bewegungsmelder sich nähernde Tiere automatisch per Foto erfassen. In einer Studie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und der University of California in Davis, USA, verglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenen Ansätze, um zu erkunden, wie gut subtile Interaktionen verschiedener Tierarten, wie zum Beispiel das Vermeiden einer anderen Art in Raum und Zeit, mit Hilfe von Kamerafallen untersucht werden können.
Tierarten haben viele verschiedene Interaktionen mit anderen Tierarten
Bei Säugetieren passiert es häufig, dass die Interaktion schlecht für die eine und gut für die andere Tierart ausgeht. In solchen Fällen versucht häufig die eine Tierart (zum Beispiel ein Beutetier) die Begegnung mit der anderen (in diesem Fall ein Beutegreifer) zu vermeiden. Die Forscher untersuchten zwei Situationen: räumlich-zeitliche Vermeidung, wenn sich die Beute einer Begegnung mit einem Beutegreifer entzieht, indem sie einfach woanders hingeht, und zeitliche Trennung, wenn die Beute dem Beutegreifer ausweicht, indem sie zu einer anderen Tageszeit aktiv ist als der Beutegreifer.
Große Datenmengen in der freien Wildbahn sammeln
Das Ziel der Untersuchung war es, einen Rahmen zu schaffen, mit dessen Hilfe Forscher weltweit solche Interaktionen zwischen Arten anhand ihrer Kamerafallen-Daten auswerten können. Die Wissenschaftler zeigten anhand von Computersimulationen, dass solche Interaktionen mit Hilfe von Kamerafallen tatsächlich beobachtet und analysiert werden können. „Uns war es wichtig zu zeigen, welche statistische Methoden am besten geeignet und vor allem am sensibelsten sind, da wir alle wissen, wie schwer es ist, große Datenmengen in der freien Wildbahn zu sammeln“, erklärt Dr. Alexandre Courtiol, einer der führenden Leibniz-IZW-Wissenschaftler in dem Forschungsprojekt.
Dieser Ansatz soll es Wissenschaftlern erlauben, die besten statistischen Methode auszuwählen und zu überprüfen, wie viele Kamerafallenfotos mindestens nötig sind, um die Beziehungen von Tierarten untereinander zu verstehen. „Wir zeigen, dass relativ große Datenmengen gebraucht werden, um vertrauenswürdige Ergebnisse zu produzieren. Wir sind optimistisch, dass wir es schaffen, die Datenaufnahmen und -auswertung studienübergreifend zu standardisieren. Kurz gesagt, wir plädieren für mehr Zusammenarbeit bei ökologischen Studien“, fügt Courtiol hinzu.
Die wissenschaftliche Zeitschrift „Remote Sensing in Ecology and Evolution“ hat eine kurzes Erklärvideo zu dieser Studie veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?v=qWQ1SXTONRA, ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie theoretische Wissenschaft für die allgemeine Öffentlichkeit „übersetzt“ werden kann.