Ökolandbau mindert Klimawandel

Luftaufnahme der Flächen des DOK-Langzeitfeldversuchs in Therwil/Schweiz. Foto: FiBL

Langfristig ökologisch bewirtschaftete Ackerböden emittieren weniger Treibhausgase pro Hektar als konventionell bearbeitete Böden. Auch pro Tonne Ertrag ist dieser Wert geringer oder – beim Anbau von Mais – gleich hoch. Dies geht hervor aus einer Studie zu einem weltweit einmaligen Langzeit-Feldversuch, die der Gießener Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Gattinger geleitet hat. Er hat die Professur für Ökologischen Landbau mit dem Schwerpunkt nachhaltige Bodennutzung an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) inne. Die Ergebnisse sind in der Online-Ausgabe des Wissenschaftsjournals „Scientific Reports“ veröffentlicht worden.
Landwirtschaft trägt mit einem Anteil von rund elf Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei.

Foto: Uni Gießen

Langzeitversuch in der Schweiz

Dabei nehmen die Bodenemissionen den höchsten Anteil ein – vor allem in Form von Lachgas. „Während bislang die Auffassung vorherrschte, dass ökologisch bewirtschaftete Flächen pro Tonne Pflanzenertrag mehr Treibhausgase emittieren, zeigt unsere Studie ein anderes Bild“, so Gattinger. „Der ökologische Landbau leistet einen Beitrag zur Minderung des Klimawandels.“ Die Untersuchungen wurden vor allem vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und dem Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope in dem weltweit bedeutendsten Langzeit-Feldversuch zum Vergleich biologischer und konventioneller Anbausysteme durchgeführt.

Im sogenannten DOK-Langzeitversuch in der Schweiz werden seit 1978 der biologisch-dynamische (D), organisch-biologische (O) und konventionelle (K) Anbau von Ackerkulturen wie Weizen, Kartoffeln, Mais, Soja oder Kleegras am selben Standort verglichen. Nach 34 Jahren Laufzeit wurden nun in der Kulturfolge Kleegras-Mais-Grünbrache das in der Landwirtschaft wichtigste Treibhausgas Lachgas (N2O) in fünf Anbausystemen bestimmt. Diese umfassten zwei ökologische (biologisch-dynamisch und biologisch-organisch) sowie zwei konventionelle (mit/ohne Wirtschaftsdünger) Bewirtschaftungssysteme, sowie eine ungedüngte Kontrolle.

Bodengasmessungen in Kleegras-Parzellen. Foto: Thomas Alföldi, FiBL

Das Ergebnis: Die ökologisch bewirtschafteten Flächen wiesen pro Hektar rund 40 Prozent niedrigere Lachgas-Emissionen auf als die konventionell bewirtschafteten. Bezogen auf die Erträge wies das Verfahren „biologisch-dynamisch“ die niedrigsten Lachgas-Emissionen auf, das Verfahren „Nulldüngung“ die höchsten. Beim Maisertrag zeigten sich keine Unterschiede in den Lachgas-Emissionen zwischen ökologischer und konventioneller Bewirtschaftung.

Mit diesen Erkenntnissen lassen sich landwirtschaftliche Bewirtschaftungssysteme optimieren

„Dies belegt, dass nicht allein der Düngerverzicht, sondern eine gezielte Bewirtschaftung mit vielfältiger Fruchtfolge und Wirtschaftsdünger zur Aufrechterhaltung wichtiger Bodenfunktionen zur Emissionsminderung im Pflanzenbau führt“, so Studienleiter Gattinger. Dieser Befund wird dadurch gestützt, dass wichtige Indikatoren für Bodenfruchtbarkeit wie pH-Wert, organische Substanz sowie die mikrobielle Biomasse im Boden negativ mit den Lachgasemissionen korrelierten. „Mit diesen Erkenntnissen lassen sich landwirtschaftliche Bewirtschaftungssysteme hinsichtlich ihrer Treibhausgasemissionen optimieren“, so Gattinger. Die Ergebnisse der Studie müssten nun durch weitere Langzeitstudien zudem auf unterschiedliche Böden, Regionen und Anbausysteme übertragen werden.