Wer sich bei Wikipedia schlau macht, erfährt zum Thema Unkraut, dass man diese Bezeichnung für Pflanzen gebraucht, die als spontane Begleitvegetation in Kulturpflanzenbeständen, Grünland oder Gartenanlagen vorkommen. Diese sind dort nicht gezielt angebaut worden sondern kommen aus dem Samenpotential des Bodens, über Wurzelausläufer oder über Zuflug der Samen. Alternativ werde heute, im Zeitalter der sprachlichen Neufassung von Umwelt und Gesellschaft und entsprechender linguistischer Realsatire, auch von Beikraut oder gar Kulturpflanzenbegleitern gesprochen. Botanisch wenig unterlegte Leser, die eigentlich in Sachen Unkraut bei der Brennnessel hängengeblieben sind, kommen bei ersten Durchblättern des Buches von Susanne Hansch und Elke Schwarzer gehörig ins Staunen: Lauter schöne Pflanzen sind dort zusehen, schöne Blüten und sattes Grün. Und dann soll man sich mit den Unkräutern auch noch ans Kochen machen. In Tat sind die Rezepte anregend und die mitgelieferten Informationen über diese unbekannte Pflanzenwelt machen Lust auf mehr.
Es fehlt nur die Bestimmungs-App für Anfänger
Auch stellt sich die Frage, ob die gängige Kategorisierung der Pflanzen wirklich sinnvoll ist, zumal der das Buch schmückende Giersch in den Hungerzeiten nach dem zweiten Weltkrieg für viele Menschen fester Bestandteil der Ernährung gewesen. Oder um ein anders Beispiel zu nehmen: Die bereits erwähnte Brennnessel findet sich heute, preiserhöhend, in Käsespezialitäten oder harntreibend in Tees. Das Sach- und Kochbuch macht Spaß und ist lehrreich. Es fehlt wirklich nur eine Pflanzenbestimmungs -App der Autorinnen für Laien und Anfänger, damit die Suche nach den richtigen Kräutern auch tatsächlich gelingt!
Der Giersch muss weg! 28 Unkräuter bekämpfen oder einfach aufessen. 50 frische Wildkräuter-Rezepte. Susanne Hansch, Elke Schwarzer. 2019. 128 S., 98 Farbfotos, Klappenbroschur. ISBN 978-3-8186-0647-3. € 16,95