Wilde Verwandtschaft von Sellerie im natürlichen Lebensraum erhalten

Natürliche Wildsellerievorkommen- Collage Fotos: JKI Collage: Wolck/JKI

In Deutschland wachsen viele Wildpflanzenarten, die mit unseren Kulturpflanzen verwandt sind. In ihnen schlummern Gene, die morgen für die züchterische Verbesserung unserer Nahrungspflanzen relevant werden könnten. Genau aus diesem Grunde sind sie schützenswert. Zudem ist der Erhalt der Artenvielfalt per se ein wichtiges gesellschaftliches Ziel. Deshalb sei es nur folgerichtig, dass Naturschutz und Landwirtschaft beim Erhalt dieser genetischen Ressourcen zusammenarbeiten, betonte Dr. Eva Ursula Müller vom BMEL in ihrem Grußwort an die Teilnehmer der Tagung, die gestern (4.6.) am Julius Kühn-Institut in Quedlinburg begann. Die Tagung ist gleichzeitig der Startschuss für das erste Netzwerk genetischer Erhaltungsgebiete, das Netzwerk Wildsellerie. Mit der Einrichtung dieses ersten Netzwerks ist Deutschland Vorreiter in Europa. Der Sellerie ist seinerseits Vorreiter für weitere Erhaltungsnetzwerke, etwa für die Wildrebe.

In den vergangenen drei Jahren untersuchten Forschungsteams des Julius Kühn-Instituts, der Universität Osnabrück und der Humboldt-Universität zu Berlin im Projekt „GE-Sell“ die genetische Vielfalt von Wildsellerievorkommen in Deutschland. Sie fanden 55 Pflanzenbestände, die in ihrer Gesamtheit die Formenvielfalt der Wildselleriearten repräsentieren. 45 dieser Pflanzenbestände bilden nun das Netzwerk genetischer Erhaltungsgebiete Wildsellerie (https://netzwerk-wildsellerie.julius-kuehn.de/). „So wird sichergestellt, dass die innerartliche Vielfalt bewahrt wird“, sagt Projektleiter Dr. Lothar Frese vom JKI. Die natürlichen Habitate, in denen die Wildselleriearten vorkommen, befinden sich oft in ausgewiesenen Naturschutzgebieten oder auf Privatbesitz. „Daher war es für das Gelingen des Unterfangens essenziell, die Akteure vor Ort mit einzubeziehen, sie für die Einzigartigkeit des Vorkommens zu sensibilisieren und als Partner zu gewinnen,“ erklärt Dr. Frese.

Urkunden an: (v. l.) Barckhausen/Entenfang; Hövelmann/NABU-Station Münsterland, John/Stiftung Umwelt © Stefanie Hahn/JKI

Um diese Partnerschaften vor Ort zu würdigen, wurden im feierlichen Rahmen der Tagung für die Einrichtung der ersten fünf genetischen Erhaltungsgebiete Urkunden an die Betreuer der Gebiete übergeben. Die Vorkommen liegen bei Sülldorf in Sachsen-Anhalt, an der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern, im niedersächsischen Entenfang bei Celle, am Hohennauener See in Brandenburg und im NSG „Venne“ im Münsterland. Die Partner, wie etwa NABU-Gruppen pflegen die Habitate und haben ein Auge darauf, dass es den „Wilden“ bei ihnen weiterhin gut geht. Genetische Erhaltungsgebiete sind ein Modul, mit dem Landwirtschaft und Naturschutz zusammen Wildpflanzen in situ erhalten können.