Wissenschaftler warnen: Biodiversität in Europa weiter rückläufig
Die Nutzung der Natur für Bedürfnisse des Menschen, wie etwa die Erzeugung von Nahrung und Energie, geschehen auf Kosten wichtiger Funktionen des Ökosystems wie Bestäubung oder Bodenbildung, so ein Ergebnis für Europa und Zentralasien. Dies ist die Botschaft des Weltbiodiversitätsrat (IPBES), der gerade in Kolumbien seine Studien zu Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen in den verschiedenen Regionen der Erde vorgestellt hat. Sie zeigen, dass die zunehmende Intensität der konventionellen Land- und Forstwirtschaft zu einem Rückgang der Biodiversität führt.Eine der Hauptautorinnen für diese Region ist die Nachhaltigkeitsexpertin Prof. Berta Martín-López von der Leuphana Universität Lüneburg.
„Der nicht nachhaltige Nahrungsmittelverbrauch in Mittel- und Westeuropa führt dazu, dass diese Regionen von Nahrungs- und Futtermittelimporten abhängig sind, die der jährlichen Ernte von 35 Millionen Hektar Ackerland entsprechen, einer Fläche von der Größe Deutschlands“, so Prof. Berta Martín-López.
Künftiges Wirtschaftswachstum kann nur dann nachhaltig sein, wenn es nicht zu einer weiteren Verschlechterung der biologischen Vielfalt führt, sind die Autoren der Studie überzeugt. Dies sei aber bislang nicht gewährleistet. Tiefgreifende politische Veränderungen und Steuerreformen auf globaler und nationaler Ebene wären dafür erforderlich.
In Europa und Zentralasien werden traditionelle Landnutzungssysteme immer mehr aufgegeben. Damit gehen auch regionale Kenntnisse und Praktiken verloren. Produktionsbasierte Subventionen, die das Wachstum in der Land- und Forstwirtschaft sowie bei der Rohstoffgewinnung vorantreiben, verschärfen gleichzeitig die mit der Landnutzung verbundenen Probleme. Für die Erhaltung traditioneller Landnutzung und Lebensstile fehlt es an wirtschaftlich tragfähigen Konzepten.
Dass sich der Druck auf die biologische Vielfalt kurzfristig verringert, halten die Wissenschaftler für unwahrscheinlich. Eine Szenarioanalyse für die nächsten Jahrzehnte zeigt, dass die Fortsetzung des bisherigen Trends die Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen eher behindern wird. Nur eine ausgewogene Versorgung der Menschen mit den Beiträgen der Natur und die Berücksichtigung einer Vielfalt von Werten könnten dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen.
Die Autoren sehen eine Reihe von Möglichkeiten für Regierungen und Unternehmen, um die biologische Vielfalt zu schützen und gleichzeitig den Beitrag der Natur zum menschlichen Wohlergehen sicherzustellen. Sie heben besonders integrierte Ansätze hervor, für die das nationale Wohlergehen mehr ist, als ein hohes Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Die Studien zu den einzelnen Regionen finden Sie hier: https://www.ipbes.net/outcomes