Anlässlich des Siebenschläfer-Tags am heutigen 27. Juni ziehen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung eine erste Zwischenbilanz ihrer „Spurensuche Gartenschläfer“: „Wir haben innerhalb von nur drei Monaten mehr als 500 Hinweise auf Gartenschläfer-Sichtungen erhalten. Diese Resonanz hat uns völlig überwältigt“, so Mechthild Klocke vom BUND. „Der kleine Verwandte des Siebenschläfers mit der unverkennbaren ‚Zorro-Maske‘ scheint in Deutschland viele Fans zu haben.“ Das Projekt wird seit Oktober 2018 für sechs Jahre vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
Bestände des Gartenschläfers gehen drastisch zurück
Die Unterstützung aus der Bevölkerung ist bei der Erforschung der kleinen Schlafmaus unverzichtbar. Über den Gartenschläfer gibt es, obwohl er eine heimische Tierart ist, bislang kaum Untersuchungen. Sicher ist nur, dass er aus vielen Regionen innerhalb von kurzer Zeit verschwunden ist. „Wir müssen dringend herausfinden, warum die Bestände des Gartenschläfers so drastisch zurückgehen. Nur dann können wir ihn vor dem Aussterben bewahren“, erklärt Johannes Lang, Gartenschläfer-Experte der JLU. „Die Hinweise aus der Bevölkerung helfen uns, seine aktuelle Verbreitung und seinen Lebensgewohnheiten auf die Spur zu kommen. Anhand dessen können wir die passenden Schutzmaßnahmen entwickeln.“
Erschreckenden Zahl des Artenrückgangs bewegt Menschen
Diese Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Forschung und Ehrenamtlichen auf „Spurensuche“, die im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Bundesprogramms Biologische Vielfalt stattfindet, trifft auf ein wachsendes Bewusstsein für den Naturschutz in der Bevölkerung. „Die erschreckenden Zahlen des Artenrückgangs haben viele Menschen bewegt. Bei der ‚Spurensuche Gartenschläfer‘ geht es um eine Tierart vor unserer Haustür, für die jetzt noch etwas getan werden kann. Das wird ein Grund dafür sein, warum wir uns über so viel positive und engagierte Resonanz freuen können“, so Klocke.
Der Gartenschläfer ist eine in Europa heimische Schlafmaus, verwandt mit dem Siebenschläfer. Erkennbar ist er an seiner typischen Gesichtszeichnung, die an die „Zorro-Maske“ erinnert. Das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers ist in den vergangenen 30 Jahren um mehr als die Hälfte geschrumpft, in vielen Regionen ist er bereits ausgestorben. Die Ursachen sind unklar. Der BUND, die JLU und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung untersuchen deshalb nun alle denkbaren Einflussfaktoren, darunter Nahrungsgewohnheiten und -angebote, Lebensraumansprüche und Klima, genetische Strukturen, Krankheiten und Parasiten, Fressfeinde und Prädatoren.
Möglich wird eine derart intensive Untersuchung mit Unterstützung durch Ehrenamtliche auf „Spurensuche“. Geforscht wird in einigen beispielhaften Regionen Deutschlands, in denen die Schlafmaus heimisch ist, unter anderem in den Innenstädten von Wiesbaden und Bonn, in Weinbergen und Gärten im Südwesten Deutschlands und in den Hochlagen der Mittelgebirge, zum Beispiel im Harz. Innerhalb von drei Jahren sollen Antworten auf die Frage gefunden werden, warum der Gartenschläfer derart drastisch in seinen Beständen zurückgeht. Daraus werden konkrete Schutzmaßnahmen entwickelt, die unmittelbar umgesetzt werden sollen. Das Ziel: Den Gartenschläfer in großen Teilen seines Verbreitungsgebiets in Deutschland zu erhalten.
Weitere Informationen
www.gartenschlaefer.de
www.biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/erarbeitung-eines-bundesweiten-schutzkonzepts-fuer-den-gartenschlaefer