Braune Hundezecke gesucht: Uni Hohenheim forscht an eingewanderter Zeckenart

Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) Quelle: Wikipedia

Sie ist unauffällig, flink, und kann schnell zur Plage werden: Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Die eigentlich im Mittelmeerraum und Nordafrika heimische Zecke scheint sich neuerdings auch in Deutschland wohl zu fühlen – vor allem in Wohnungen, warnt Katrin Fachet vom Fachgebiet Parasitologie der Universität Hohenheim in Stuttgart. In einem neuen Forschungsprojekt soll die Zeckenart genau untersucht werden: Von ihrer Häufigkeit, Verbreitung, über mögliche Krankheitserreger bis zur Frage, wie man sie eigentlich richtig loswird. Für die Forschung bittet die Universität Hohenheim die Bevölkerung, Funde der Braunen Hundezecke mit Bild zu melden. Bereits im Frühjahr hatte die Universität Hohenheim darum gebeten, Exemplare einer neuen Zeckenart, der auffälligen Hyalomma-Zecke, einzusenden. Alle Informationen unter: http://hundezecken.uni-hohenheim.de.

Um die 25 Grad und trocken hat sie es am liebsten, lauert in kleinen, steinigen Spalten. Und wenn dann noch ein Hund in der Nähe ist, hat die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) den idealen Lebensraum für sich entdeckt.

„Anders als unser Gemeiner Holzbock kann die Braune Hundezecke sehr gut in Wohnungen überleben“, sagt Katrin Fachet vom Fachgebiet Parasitologie der Uni Hohenheim. „Heimisch ist sie eigentlich im Mittelmeerraum und Nordafrika, in unseren warmen und vor allem trockenen Wohnungen gefällt es ihr also sehr gut.“

Nach Deutschland gebracht wird sie wohl mit Urlaubern, vermutet auch Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin und Expertin für Zecken an der Universität Hohenheim. „Wir können davon ausgehen, dass Besitzer, die mit ihren Hunden im Ausland im Urlaub waren, die Braune Hundezecke nach Deutschland bringen. Es wurden aber auch bereits Exemplare an Hunden gefunden, die ihren Hof nie verlassen hatten – ein Hinweis darauf, dass die Art hier möglicherweise bereits Fuß gefasst hat.“

Rasche Verbreitung: Nester mit bis zu 100.000 Zecken möglich

Einmal eingenistet, weiß Katrin Fachet, kann die Braune Hundezecke sehr schnell zu einer sehr unangenehmen Plage werden. „Ein Holzbockweibchen kann bis zu 2.000 Eier legen – ein Hundezeckenweibchen bis zu 4.000. Innerhalb weniger Monate hat man dann schnell mehrere 100.000 Zecken in der Wohnung.“ Das könnte dann u.U. auch gefährlich für den Menschen werden.

„Normalerweise befällt die Braune Hundezecke – wie es der Name schon sagt – fast ausschließlich Hunde. Ist die Population aber zu groß und der Wirt reicht nicht mehr aus, dann ist sie nicht wählerisch und sucht sich das Nächstbeste: Den Menschen.“

FSME oder Borreliose-Erreger wurde bisher nicht in dieser Zeckenart festgestellt. Dafür jedoch andere Krankheiten, so Fachet. „Die Braune Hundezecke kann zu schweren Erkrankungen der Hunde führen.“ Auch auf den Menschen übertragbare Krankheiten wie das Mittelmeer-Fleckfieber, ausgelöst durch Rickettsien, bringt sie mit sich.

„Wenn Sie annehmen, dass es in Ihrem Haushalt zu einem Befall mit den braunen Hundezecken gekommen ist, sollten Sie sich mit einem Experten zu dieser Art in Verbindung setzen, der Sie beim weiteren Vorgehen beraten kann“, empfiehlt Katrin Fachet. „Werden in Eigeninitiative die falschen Maßnahmen ergriffen, kann es zu einer erheblichen Verschlimmerung des Befalls mit stark erhöhtem Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier kommen.“

Aufruf an die Bevölkerung: Auffällige Zeckenfunde melden / einsenden

Die Wissenschaftlerin der Universität Hohenheim bittet daher die Bevölkerung um Hilfe bei ihrem Forschungsprojekt: „Wir wollen die betroffenen Fälle gerne betreuen – vom Anfang bis zum Ende des Befalls. Sollten Sie daher häufiger eine ungewöhnliche Anzahl an braunen Zecken in einem Gebäude bemerken oder sollte Ihr Hund sehr stark von Zecken befallen sein, die der braunen Hundezecke ähnlich sehen, dann schicken Sie bitte eine E-Mail mit Bild der Zecke an hundezecken@uni-hohenheim.de.“

Foto: Uni Hochenheim

Weiterhin ruft die Parasitologie der Universität Hohenheim auch dazu auf, gefangene Exemplare der auffälligen Hyalomma-Zecke einzusenden. Alle Informationen zur Hyalomma unter: https://zecken.uni-hohenheim.de/hyalomma. Alle weiteren Informationen gibt es unter: http://hundezecken.uni-hohenheim.de

HINTERGERUND: Zeckenforschung an der Universität Hohenheim

Seit Jahrzehnten beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Hohenheim mit der Erforschung von Zecken. Sie studieren das Verhalten der Tiere, sammeln sie mit verschiedenen Techniken oder untersuchen sie auf Krankheitserreger. Unterstützung von außen (von Tierheimen, Veterinären, Jägern und direkt aus der Bevölkerung) stellt dabei eine wichtige Säule der Zeckenforschung dar. Zwischen 2014 und 2016 konnte so dank der Unterstützung hunderter Gartenbesitzer wichtigen Fragen zur Häufigkeit und Erregerlast in Zecken aus Gärten auf den Grund gegangen werden. Die Beteiligung an Hohenheimer Zeckenstudien ist dabei hilfreich für beide Seiten: Eingesendete Zecken werden bestimmt und je nach Studie auch auf Krankheitserreger untersucht. Die gewonnenen Informationen werden den Einsendern zur Verfügung gestellt.

Auch exotischere Zecken werden in Hohenheim studiert und erforscht. Vögel und Reisende, vor allem mit Haustieren, bringen immer wieder ungewöhnliche Arten nach Deutschland. Nicht nur können die neuen Arten andere Erreger in sich tragen als die heimischen Zecken. Denn neue Arten zeigen häufig auch ein völlig anderes Verhalten.

Foto: Uni Hochenheim

Seit dem Rekordsommer 2018 steht neben der Braunen Hundezecke auch eine weitere Zeckenart im Fokus der Experten: Vermutlich eingeschleppt durch Vögel haben sich die Hyalomma-Zecken bei den warmen Wetterbedingungen mit einer nie da gewesenen Häufigkeit gezeigt. Diese Zecken sind aktive Jäger. Entdecken sie mit ihren Augen oder chemischen Sinnen einen Warmblüter im Umkreis von bis zu 10 Metern, so können sie diesen auf mehrere hundert Meter verfolgen. Und die spinnenähnlichen Tiere mit den auffällig gestreiften Beinen sind dabei äußerst schnell. Besonders häufig wurden die Zecken an Pferden gefunden.