„Wir müssen unser Leben umstellen!“

Viele Flüsse und Seen in Deutschland sind in einem schlechten ökologischen Zustand – das haben Anfragen der Grünen bei der Bundesregierung ergeben. Was muss dagegen unternommen werden? Das erklärt Prof. Dr. Helmut Grüning, Wasserexperte am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt – der Fachhochschule Münster. Er gibt auch Ratschläge, was jeder Einzelne zu einer Verbesserung der Gewässer beitragen kann.[1]

 

Letztendlich müssen wir Menschen unsere Bedürfnisse an die Natur anpassen – wir müssen dem Gewässer Platz lassen, um sich zu entwickeln. So ein Gewässer lebt, es hat eine Eigendynamik. Zu den Maßnahmen zählt der Rückbau von Sohlen- und Uferbefestigungen, die Anbindung von Altarmen oder die Verlegung von Deichen, damit sich Auen als natürliche Überschwemmungsflächen entwickeln können. Auch die Landwirtschaft ist gefordert. Das betrifft unter anderem Sorgfalt bei der Ausbringung von Düngemitteln und ein ausreichender Gewässerrandstreifen neben dem Gewässer. Wenn ein Gewässer sich entfalten kann, dann erholt sich die Natur oft von alleine. Und auch wir Wissenschaftler und Ingenieure müssen ran. Bei uns an der FH Münster laufen beispielsweise gerade Forschungsprojekte zur Regenwasserfiltration, um Schwermetalle zurückzuhalten, oder zur Detektion und Vermeidung unerlaubter Schmutzwassereinleitungen.

Kann man auch als Privatperson was tun?

Auf jeden Fall – das Thema geht uns alle an! Auf keinen Fall sollte man Arzneimittelrückstände in der Toilette entsorgen. Darüber hinaus ist der sorgfältig dosierte Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika bedeutsam. Über natürliche Ausscheidungen gelangen diese letztlich in die Gewässer mit weitreichenden Folgen. Der Plastikmüll muss reduziert werden. Plastik zersetzt sich über viele Jahrzehnte nach und nach in den aquatischen Ökosystemen zu sogenanntem Mikroplastik. Wir müssen in diesem Zusammenhang auf Kosmetikprodukte verzichten, die Mikroplastik enthalten. Und auch wenn das mancher nicht gerne hört, wir sollten unseren Fleischkonsum einschränken. Nur so lässt sich die Massentierhaltung reduzieren, denn die ist maßgeblich verantwortlich für die hohen Nitratkonzentrationen in unserem Grundwasser. Und das ist leider nur ein Teil der unbequemen Wahrheiten im Hinblick auf den Gewässerschutz…

[1] Der Text ist ein Ausschnitt aus einem Interview der Fachhochschule Münster. Das vollständige Interview finden Sie hier: https://www.fh-muenster.de/hochschule/aktuelles/news/index.php?newsId=688