Hitzewellen, Trockenperioden, Starkregen, Stürme: Das Klima verändert sich und das Wetter wird extremer. Klimagerecht zu planen und zu bauen ist eine Aufgabe der Landschaftsarchitektur – nur wer bedenkt, wie sich Sonne, Schatten, Wind und Regen auswirken, kann Orte mit dauerhaft hoher Lebensqualität schaffen. Den aktuellen Wissensstand zum Thema hat Professor Hendrik Laue von der TH OWL in einem Handbuch zusammengefasst.
Wer im Hochsommer durch eine Altstadt in Spanien flaniert, merkt: Die engen Gassen schützen vor der Sonne, spenden Schatten und regen die Luftbewegung an. In Skandinavien hingegen wollen die Gebäude mit großen Fenstern jeden Sonnenstrahl einfangen. Klimagerecht bauen und gestalten – das ist in der Landschaftsarchitektur in Vergessenheit geraten, stellt Professor Dr. Hendrik Laue fest.
Er leitet das Fachgebiet Spezialbauweisen im Landschaftsbau an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Höxter und hat ein Handbuch veröffentlicht, das den Wissensstand zur klimagerechten Landschaftsarchitektur bündelt.
Fehlender Austausch zwischen Meteorologen und Planern
„Das Wissen, wie man sinnvoll mit dem Klima umgeht, ist bei den Klimatologen und Meteorologen vorhanden. Aber es kommt nicht bei den Planern an“, erklärt Laue, der mit seinem Buch ein „Kommunikationsinstrument zwischen den Berufsdisziplinen“ schaffen wollte.
Ein sensible Umgang mit Vegetation, Boden und Materialien hilft dem Klima
Er hat die Themen mit vielen Bildern und Beispielen aufbereitet. Grafiken zeigen beispielsweise den Einfluss der unterschiedlichen Klimazonen auf, von gemäßigt über mediterran bis tropisch. Außerdem schlüsselt der Autor auf, wie Planer mit messbaren Größen umgehen können wie Strahlung, Lufttemperatur, Luftfeuchte, Wind und Niederschlag. Und er zeigt, wie Landschaftsarchitekten die Gegebenheiten einbeziehen sollten, die das Klima beeinflussen: geographische Breite, Topographie, Kontinentalität, Bodenoberflächen, Jahres- und Tageszeiten und die Bebauung. „Der sensible Umgang mit Vegetation, Boden und Materialien kann erheblich dazu beitragen, klimatisch ungünstige Bedingungen abzupuffern“, betont Laue.
Städte sind besonders betroffen
Besonders viel Gestaltungsspielraum haben Landschaftsarchitekten in Städten – und gerade dort ist der Bedarf an klimagerecht gestalteten Flächen sehr hoch: Mehr als die Hälfte aller Menschen weltweit lebt in Städten, Tendenz steigend. Und dort wirkt sich der Klimawandel besonders stark aus. Wenn immer mehr Flächen versiegelt werden, dann hat das einen negativen Einfluss auf das Stadtklima und verschlechtert die Lebensbedingungen. Pflanzen hingegen haben gleich zwei wichtige Funktionen: Sie entziehen der Luft das Kohlenstoffdioxid und helfen gegen sommerliche Hitze.
„In Deutschland besonders geeignet sind die Laubbäume: Im Sommer spenden sie Schatten und sorgen durch die Verdunstung für Abkühlung. Im Winter haben sie keine Blätter und lassen Licht und Wärme durch“, erklärt Laue.
Wenn Planer Plätze und Parks in Städten gestalten, sollten sie also beachten, nicht alle Flächen zu versiegeln und mit Pflanzen für mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen. Wie dies genau aussehen kann, welche Pflanzen und Baustoffe geeignet sind, müssen sie dabei individuell für jeden Ort entscheiden – mit Blick auf den Jahresverlauf der einfallenden Strahlung, des Regens, des Winds.