Die nutriCARD-Forscherinnen und -Forscher wollten herausfinden, wie viele potenziell gesundheitsförderliche Lebensmittel es bereits im Einzelhandel gibt. Deshalb erhoben sie in allen großen Warenhäusern, Supermärkten und Discountern der Stadt Halle (Saale) das Angebot für sämtliche Fleisch-, Milch- und Eiprodukte. Speziell schaute die Forschergruppe, ob sich unter den Lebensmitteln solche finden lassen, die laut Lebensmittelrecht mit gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffen angereichert sind. Das Ergebnis: Von den 6.281 Fleischprodukten waren nur 118 potentiell herzgesund, bei den 12.417 erhobenen Milch- und Eierprodukten waren es 198. „Mit einer Marktdurchdringung von lediglich 1,9 Prozent bei Fleischerzeugnissen sowie 1,6 Prozent bei Milch- und Eiprodukten ist das Angebot von Lebensmitteln mit gesünderen Rezepturen nur rudimentär ausgeprägt“, fasst Toni Meier zusammen.
Auch für Lebensmittelhersteller könnten diese Lebensmittel ein attraktiver Markt sein, wie die Forschergruppe in ihrer Studie errechnet hat: „Lebensmittelproduzenten könnten jährlich einen Umsatz von 1,5 bis 15,4 Milliarden Euro mit kardioprotektiven Lebensmitteln erzielen“, sagt Meier weiter. Die große Spanne kommt zustande, weil die Forscher verschiedene Szenarien für den möglichen Absatzmarkt berechnet haben; in Deutschland leiden etwa 1,6 Millionen Menschen an Herzkreislauf-Erkrankungen, etwa 24 Millionen Menschen leiden unter Bluthochdruck. In einer parallel laufenden Akzeptanzstudie konnten die Forscher zudem zeigen, dass interessierte Verbraucher gewillt sind, 50 bis 60 Prozent höhere Preise für kardioprotektive Lebensmittel auszugeben.
„Neben der Aufklärung über die Auswirkungen der Ernährung auf die Gesundheit ist es besonders wichtig, dem Verbraucher auch im Supermarkt gesündere und gleichwohl geschmacklich hervorragende Produkte anzubieten, mit denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen effektiv vorgebeugt werden kann. Nur wenn entsprechende Lebensmittel im Handel verfügbar sind, können Präventionsmaßnahmen auch flächendeckend und über alle sozialen Schichten hinweg wirken“, so nutriCARD-Koordinator Prof. Dr. Stefan Lorkowski von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die gegenwärtige Angebotssituation werde dem Bedarf der Bevölkerung jedoch nicht im Geringsten gerecht.
Die Arbeit wurde vom Kompetenzcluster nutriCARD in Kooperation mit der Conomic GmbH durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der Kompetenzcluster bündelt die Aktivitäten im Bereich der grundlagennahen und der angewandten Ernährungsforschung der im mitteldeutschen Universitätsbund kooperierenden Universitäten Halle-Wittenberg, Jena und Leipzig.