Waldkrise: Das Ende von ‚Plantagenwirtschaft‘ und ‚Holzfabriken‘ gefordert

Foto: BundesBürgerInitiative WaldSchutz

Die Bundesbürgerinitiative Waldschutz (BBIWS) hat den Offenen Brief an Ministerin Julia Klöckner mit der Forderung nach schonender Waldbehandlung statt Plantagenwirtschaft und Holzfabrik unterzeichnet. Unterzeichnet wurde der Offene Brief von Naturwissenschaftlern, Forstexperten mit jahrzehntelanger Erfahrung, Vorsitzenden von Umweltverbänden wie etwa dem Deutschen Naturschutzring, Greenpeace, NABU, Naturfreunde und Deutsche Umweltstiftung, Aktiven der BundesBürgerInitiative WaldSchutz (BBIWS) und ihren vertretenen Bürgerinitiativen, sowie namhaften Autoren wie Franz Alt oder Peter Wohlleben.

Der Text des Briefes: Angesichts der aktuellen Waldkrise fordert eine Gruppe von Waldexperten, Forstpraktikern, Waldbesitzern, Verbändevertretern, die BundesBürgerInitiative WaldSchutz (BBIWS) mit den ihr angeschlossenen Bürgerinitiativen in einem offenen Brief an Bundesministerin Julia Klöckner eine Abkehr von der konventionellen Forstwirtschaft. Die Unterzeichner „fordern die staatliche Forstwirtschaft auf, anstelle teurem Aktionismus endlich eine sachkundige Fehleranalyse des eigenen Wirkens vorzunehmen und dabei alle Akteure mit einzubeziehen. Gefordert werden eine konsequente Abkehr von der Plantagenwirtschaft und eine radikale Hinwendung zu einem Management, das den Wald als Ökosystem und nicht mehr länger als Holzfabrik behandelt“.

„Wald statt Holzfabrik“

Die BundesBürgerInitiative WaldSchutz (BBIWS) hat diese Forderung bereits in ihrer online-Petition „Wald statt Holzfabrik“ erhoben, die bereits 98.000 Unterschriften erzielt hat. Das Positionspapier der BBIWS ist das „Manifest zum Wald in Deutschland“, in dem die gegenwärtige Situation des Waldes und die Forderungen der BBIWS detailliert aufgeführt sind.

Die BundesBürgerInitiative WaldSchutz ist ein Zusammenschluss von Bürgerinitiativen und Einzelpersonen aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich für einen besseren Schutz der Wälder in Deutschland engagieren. Alle aktiven Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Es werden keine Beiträge erhoben.

„Die Forstreformen im öffentlichen Wald, unserem Bürgerwald, haben eine desaströse Bilanz,“ so Claudia Blank, Sprecherin der BBIWS. „Für kurzfristigen Gewinn wurden nicht nur enorme wirtschaftliche Schäden verursacht. Weitaus schlimmer sind die langfristigen Schäden am Ökosystem Wald. Die Holzgewinnung hatte bisher Vorrang vor dem Schutz des Ökosystems. Dies muss sich endlich ändern! Die BBIWS fordert eine schonende Waldbehandlung und ausrei¬chend holznutzungsfreie Schutzgebiete im öffentlichen Wald.“

Foto: BundesBürgerInitiative WaldSchutz

Mitunterzeichner des Offenen Briefs Wilhelm Bode, ehemaliger Leiter der saarländischen Forstverwaltung und Autor des Buchs „Waldwende“, betont: „Wir brauchen endlich eine Waldwende, die die natürlichen Produktionskräfte des Waldes stärkt und nicht weiter schwächt. Darum ist zunächst die Forstwirtschaft selbst gefragt, betriebliche Stressoren zurückzunehmen und bei der Wiederbewaldung auf die Natur zu setzen.“
Der Waldökologe Prof. Pierre Ibisch sagt: „Die derzeitige Waldkrise in Deutschland ist nicht allein eine Folge des Klimawandels – auch die Art der Waldbewirtschaftung trägt eine erhebliche Mitverantwortung. Es gibt zu viele struktur- und artenarme Wälder, die durch zu viele Wege zerschnitten wurden. Waldböden werden zu intensiv befahren, und vielerorts ist das Waldinnenklima durch Auflichtung und zu starke Holzentnahme geschädigt“. Kritisiert wird zudem der Plan, die aktuellen Waldschäden aktionistisch durch rasche Beräumung geschädigter Bäume und Aufforstung anzugehen.

Kein hektischer „Waldumbau“, sondern schlicht Waldentwicklung

Mit-Initiator und Waldschützer Norbert Panek betont: „Wir brauchen endlich Ruhepausen für den Wald in Deutschland, der jahrhundertelang ausgebeutet wurde. Wir brauchen ein neues, ökologisch orientiertes Konzept für den zukünftigen Wald, – keinen hektischen „Waldumbau“, sondern schlicht Waldentwicklung – hin zu mehr Naturnähe, die dem Wald als Ökosystem den notwendigen Spielraum belässt, selbstregulierend auf die sich abzeichnenden Umweltveränderungen reagieren zu können.“

Foto: BundesBürgerInitiative WaldSchutz

Die von allen Bürgerinnen und Bürgern über ihre Steuern zu bezahlenden Hilfen für die Waldbesitzenden seien gerechtfertigt – aber nur, wenn sie genutzt würden, einen zukunftsfähigen Wald aufzubauen. Definitiv sei geboten, Fehler der Vergangenheit aufzuarbeiten und zu vermeiden. László Maraz, Koordinator der AG Wald vom Forum Umwelt und Entwicklung: „Es wäre Steuergeldverschwendung, jetzt Millionen von Bäumen zu pflanzen, wenn diese vom Wild gefressen werden wie bisher. Eine waldverträgliche Verringerung des Wildbestandes ist dringender als je zuvor“.

Foto: BundesBürgerInitiative WaldSchutz

Zu den Unterzeichnern des Briefes an Ministerin Julia Klöckner gehören neben Naturwissenschaftlern Forstexperten mit jahrzehntelanger Erfahrung, Vorsitzende von Umweltverbänden wie etwa dem Deutschen Naturschutzring, Greenpeace, NABU, Naturfreunde und die Deutsche Umweltstiftung, Aktive der BundesBürgerInitiative WaldSchutz (BBIWS) und ihren vertretenen Bürgerinitiativen, sowie namhafte Autoren wie Franz Alt oder Peter Wohlleben.