Fuchs, Waschbär und Co. in Berliner Gärten

Ein Fuchs in einem Berliner Garten, aufgenommen von einer Wildtierkamera des Leibniz-IZW | Foto: Leibniz-IZW

Zahlreiche Wildtierarten haben in den vergangenen Jahrzehnten den Weg nach Berlin gefunden und sich hier dauerhaft angesiedelt. Allerdings ist noch relativ wenig darüber bekannt, wo unsere tierischen Nachbarn leben und wie sie mit den Umweltbedingungen im Großstadtdschungel umgehen. Um dies herauszufinden, führt das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) ein bürgerwissenschaftliches Projekt über wildlebende Säugetiere durch, das vier vergleichbare Projektrunden umfasst. Für die dritte Projektrunde, die Ende September beginnt und zwei Monate dauert, sucht das Leibniz-IZW jetzt Berliner mit eigenem Garten. Interessenten können sich bis zum 01.09.2019 auf www.wildtierforscher-berlin.de bewerben.

In den ersten beiden Runden des Projektes wurden von den Teilnehmenden mithilfe von Wildtierkameras bereits über 13.000 Fotos aufgenommen, auf denen wildlebende Säugetiere zu sehen sind. Aufschlussreich waren für die Teilnehmer nicht nur die Fotos, sondern auch die Einblicke in die Wildtierforschung vor der eigenen Haustür: „Jetzt weiß ich endlich, welche Tiere sich nachts in meinem Garten herumtreiben“, berichteten viele Teilnehmer*innen. „Es war eine tolle Erfahrung, am Projekt teilzunehmen.“

Dr. Robert Hagen, Wissenschaftler im Projekt, erklärt, wie Interessierte zu Forscher*innen werden und Wissenschaft hautnah erleben können: „Für die Dauer der Projektrunde bekommt jede*r Teilnehmer*in von uns eine Wildtierkamera ausgeliehen, die dokumentiert, welche Tiere zu welcher Zeit im Garten unterwegs sind.“ Die Teilnehmenden laden die Bilder auf die Internetplattform des Projekts und bestimmen die Tierarten, die darauf zu sehen sind. Danach können sie die erhobenen Daten im Auswertungsbereich der Internetplattform grafisch darstellen und mit Hilfe von statistischen Tests unterschiedliche Fragestellungen beantworten. „Damit binden wir die Teilnehmenden weitaus intensiver in die Forschungsarbeit ein als bei vielen Citizen Science-Projekten üblich“, sagt Projektleiterin Dr. Miriam Brandt. „Sie können nicht nur Daten sammeln, sondern sich auch an der Auswertung und Diskussion beteiligen.“

Teilnehmen können Berliner*innen, die mindestens 18 Jahre alt sind und einen eigenen Garten oder Kleingarten besitzen. Die Anzahl der Bürgerwissenschaftler ist auf 200 begrenzt. Gibt es mehr Bewerbungen als Plätze, können sich Bewerber, die nicht berücksichtigt werden konnten, selbstverständlich für die im April 2020 stattfindende letzte Projektrunde bewerben.

Das Verbundprojekt WTimpact

Zunehmend kommt es in der Wissenschaft zur Zusammenarbeit von hauptamtlich Forschenden und Bürger*innen in gemeinsamen Forschungsprojekten. Die so genannte Bürgerwissenschaft (Citizen Science) soll der Forschung dabei helfen, Fragestellungen zu klären, die sie allein kaum oder nicht beantworten könnte (zum Beispiel aufgrund des zu hohen personellen Aufwandes). Gleichzeitig profitieren auch die Teilnehmer*innen, indem sie Kenntnisse über das jeweilige Forschungsfeld und die wissenschaftliche Arbeitsweise erhalten. Inwieweit derartige Bürgerwissenschaftsprojekte für den Teilnehmer tatsächlich einen Mehrwert bedeuten, ist bislang jedoch weitgehend unklar.

„Das Projekt WTimpact hat deshalb noch eine weitere Ebene“, so Brandt. „Die Bürgerwissenschaftler unterstützen uns dabei, mehr über das Forschungserlebnis der Teilnehmenden herauszufinden. Durch die Beantwortung von Fragebögen zeigen sie uns, was sie aus dem Projekt mitgenommen haben und tragen so dazu bei, bürgerwissenschaftliche Projekte in Zukunft im Interesse der Teilnehmenden zu gestalten.“ Zum Team gehören daher neben Naturwissenschaftlern auch ein Bildungsforscher und eine Sozialpsychologin.

WTimpact ist ein Verbundprojekt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin, des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig, des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik (IPN) in Kiel und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.