Vom Typus her ist Frank Hoferecht ein ruhiger Hesse, präzise und bedacht. Wenn es aber um seine Sache geht ist er hoch engagiert und geht sehr präzise an die Arbeit, was nach einer anfänglichen Ausbildung zum Werkzeugmacher bei der Firma Viessmann wohl auch in den Genen steckt. Der Umwelttechniker ging nach seiner Lehre an die Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen, studierte dort erfolgreich Maschinenbau und ging als Diplom-Ingenieur zurück zu seinem alten Arbeitgeber. Vliessmann machte ihm dann zum Projektingenieur.
Ausgründung in Leipzig
An diese Tätigkeit schloss sich einige Zeit später die Projektleitung für DaimlerChrysler Projekte im Hause Johnson Controls Inc. an. Mit der Übernahme des Projektmanagements bei einer Firma die Kaminöfen entwickelt und produziert, kam er seinem heutigen Engagement schon deutlich näher, denn es wurde verbrennungstechnisch bedingt staubig. Das Thema Staub und Atemluft hatte ihn gepackt und als sich im Jahre 2014 die Chance bot noch tiefer in die Entstaubungstechnologie einzutauchen griff Frank Hoferecht zu. Mit 2 Kollegen setzte er die ETE EmTechEngineering GmbH, als erste Ausgründung aus Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH, auf. Sein Ziel war und ist es, mit der ETE ist die ingenieurtechnische Entwicklung von Produkten und Prozessen, die die Luft sauber halten voranzutreiben. Das erste Entwicklungsprojekt war ein Katalysator der direkt in den Brennraum von Holzfeuerungen integriert wurde. Die Firma Blue Fire GmbH vertreibt diese Produkte mittlerweile europaweit. Das aktuelle Projekt des pulverförmigen Feinstaubfilters verfolgt die Firma ETE seit 2017.
Die Linde: Worum genau handelt es sich bei Ihrer Technologie?
Wir verwenden ein Pulver als Feinstaubfilter. Bislang werden zur Abscheidung von Feinstäuben Gewebe- oder Papierfilter eingesetzt. Diese benötigen zur Handhabung ein Gestell oder einen Rahmen, um in einem Absaugsystem eingebaut werden zu können. Mit einem pulverförmigen Feinstaubfiltermedium hat man wesentlich besser Möglichkeiten hinsichtlich des Aufbringens des Filtermediums und auch bezüglich der Abreinigung. Ein pulverförmiges Medium kann fast wie ein flüssiges Medium gehandhabt. So ist insbesondere das Aufbringen des Feinstaubfilterpulvers und das Abreinigen des Feinstaubfilterpulvers mit den eingelagertem, agglomerierten Feinstaub, sehr einfach und sicher möglich.
Ist der Einsatz eines solchen Pulvers etwas Besonderes?
Das Besondere an dem Feinstaubfilterpulver ist, dass wir dies durch die Verbrennung von Reststoffen gewinnen, die in der Nahrungsmittelindustrie in großen Mengen anfallen. Durch den Verbrennungsprozess wird Energie in Form von Wärme erzeugt. Die Asche aus dieser Verbrennung bereiten wir auf und machen sie als Feinstaubfilterpulver nutzbar. Die Herstellung aller anderen Feinstaubfilter hingegen benötigt Energie in Form von Strom und Wärme, um produziert werden zu können. Insofern haben wir ein nachwachsendes, biologisches und nachhaltiges Feinstaubfiltermedium zur Anwendung gebracht.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Wir arbeiten sehr eng mit dem Deutsches Biomasseforschungszentrum in Leipzig zusammen. Dort wurde im Projekt AgrarSil biologisches Silika entwickelt. Mit diesem Silika und mit Hilfe eines nachgeschalteten Schlauchfilters wurden Abgas aus einer Holzfeuerung gereinigt. Dabei ist aufgefallen, dass ein mit diesem Silika precoatierter Schlauchfilter Vorteile bei der Feinstaubabscheidung aus dem Abgas hat. Diese Idee haben wir aufgegriffen und eine Feinstaubfilteranlage für die Umgebungsluft entwickelt. Die Idee kam so gut an, dass wir in Leipzig ein halbes Jahr von SpinLab dem HHL Accelerator unterstützt wurden. So ist es dann schnell zu dem Pilotprojekt in Leipzig gekommen, mit dem wir die sehr gute Wirkung der Anlage nachweisen konnten. Wir scheiden in der Testphase 99% der vorhandenen Feinstäube PM10 und PM2,5 mit unserem Feinstaubfilterpulver ab.
Wer könnte von Ihrer Technik besonders profitieren?
Mit dem neu entwickelten Feinstaubfilter können die Arbeitsplatzgrenzwerte auf einfache Weise unterschritten werden. Industriebetriebe, landwirtschaftliche Betriebe und auch Kommunen können den Feinstaubfilter als freistehende Lösung einsetzen. Wir arbeiten an einem Feinstaubfilter, der in vorhandene, zentrale Luftreinigungsanalagen als Nachrüstmodul eingesetzt werden kann. Zudem planen wir den Einsatz in Tiefgaragen sowie Frischluftschleiern in Einkaufsgebäuden.
Ein sehr aktuelles Thema!
Genau, die Feinstaubgrenzwerte werden von der EU in 2025 und in 2030 verschärft werden. Wer sich jetzt darauf vorbereitet wird keine Überraschung erleben und vermeidet Sanktionen durch Grenzwertüberschreitung.
Wer sind die Anwender Ihrer Technologie?
Im Pilotprojekt sind dies Industriebetriebe, bei denen in der Fabrikhalle ein hohes Aufkommen von Fahrbetrieb herrscht. Feinstaub wird in erster Linie durch Reifen- und Bremsabrieb verursacht. Die Menschen, die dort arbeiten müssen, geschützt werden. Auch hier können die Feinstaubfilteranlagen direkt am Ort der Entstehung eingesetzt werden und es könnte die Umgebungsluft gereinigt werden, dass die Arbeitsplatzgrenzwerte sicher unterschritten werden. Aber auch andere Wirtschaftssektoren wie etwa die landwirtschaftlichen Betriebe haben ein sehr hohes Feinstaubaufkommen. Hier könnten wir zum Beispiel in Mastbetrieben die Feinstaubfilteranlage am Ort der Exposition einsetzen. In Zukunft wollen wir auch mit der Gebäudewirtschaft zusammenarbeiten, um Einkaufszentren mit gesunder, sauberer Luft zu versorgen.
Was wünschen Sie sich für Ihre weitere Arbeit?
Wir sind ganz konkret auf der Suche nach einem Partner, der die gleiche Passion wie wir in sich trägt, unsere Luft sauber zu machen, um unseren Planeten lebenswert und gesund zu erhalten. Mit dieser Lösung sind wir eine Schlüsseltechnologie für den Klimawandel. Wir wünschen uns, dass dies ein Partner erkennt und unser Projekt finanzielle unterstützt, um diese grüne Technologie schnellstmöglich in den Markt zu bringen.