Uni Hohenheim wird in der Agrarforschung gestärkt

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red. Uni Hohenheim als Deutschlands Nr. 1 in Agrarforschung soll wissenschaftliches Zentrum überregionaler Bedeutung erhalten

Tierwohl und Tiergesundheit, reduzierter Antibiotikaeinsatz, bessere Ressourcennutzung und geringere Umweltauswirkungen: Eine wichtige Stellschraube für Eigenschaften von Nutztieren sind die Wechselwirkungen zwischen dem Tier und den Abermilliarden Mikroorganismen, die insbesondere den Verdauungstrakt besiedeln. Bislang sind diese Vorgänge noch weitgehend unverstanden. Mit dem neuen „Hohenheim Center for Livestock Microbiome Research (HoLMiR)“ soll die Universität Hohenheim in Stuttgart daran arbeiten, diese Wissenslücken zu schließen. Diese Entscheidung fällte der Wissenschaftsrat der Bundesrepublik Deutschland in seiner heutigen Frühjahrssitzung in Trier. Über die endgültige Aufnahme von Forschungsbauten in die Förderung wird die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) am 29. Juni 2018 auf der Grundlage der Empfehlungen des Wissenschaftsrates entscheiden. Das Universitätsbauamt schätzt die Baukosten auf rund 47 Mio. Euro zzgl. 7 Mio. Euro für Erstausstattung und Großgeräte.


In der Humanmedizin hat das Wissen über die Bedeutung der Mikroorganismen im Darm kontinuierlich zugenommen. Zusammensetzung und Verhalten dieser komplexen Gemeinschaft beeinflussen selbst Psyche und Verhalten. Fehlfunktionen scheinen mitverantwortlich für chronische Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen wie Adipositas und Diabetes. Noch komplexer und weit weniger erforscht sind die wechselseitigen Beziehungen zwischen Nutztieren und den Abermillionen Mikroorganismen in ihrem Verdauungstrakt. Bei letzteren handelt es sich um eine so umfassende Lebensgemeinschaft, dass in einem Rind täglich Mikrobenmasse im Kilogrammbereich heranwächst.

Ergebnisse liefern Schlüssel für Vielzahl von Problemen in der Tierhaltung

„Wir wissen, dass diese Mikroorganismen einen bedeutenden Einfluss darauf haben, wie sich Tiere verhalten, wie krankheitsanfällig sie sind, ob sie knappe Futterressourcen gut verwerten können und wie weit sie umweltkritische Stoffe ausscheiden. Dazu gehören zum Beispiel klimarelevante Gase, wie das von Rindern produzierte Methan“, erklärt Prof. Dr. Markus Rodehutscord, Sprecher der 10 federführenden Forscherinnen und Forscher am künftigen Hohenheim Center for Livestock Microbiome Research (HoLMiR).

Intensive Grundlagenforschung über Art, Wirkungsweise, Genetik und mögliche Beeinflussung der Lebensgemeinschaft von Tier und Mikroorganismen soll auch Schlüssel zur Lösung angewandter Probleme liefern. „Langfristig erhoffen wir uns auch neue Präventions- und Therapieansätze, um den Medikamenten-Verbrauch zu senken, Zuchtprogramme für angepasste Rassen, die mit weniger Futter auskommen oder qualitativ hochwertige Lebensmittelproduktion mit geringeren Umweltauswirkungen“, so Prof. Dr. Rodehutscord.