Arten, die früher häufig waren, zeigen die höchsten Verluste und sind durchschnittlich auf die Hälfte ihrer früheren Verbreitung zurückgegangen. Das haben Forscher der Universität Rostock und des Integrativen Biodiversität Forschungszentrums (iDiv) anhand von Daten aus Mecklenburg-Vorpommern gezeigt. Zwei Drittel der untersuchten 355 Pflanzenarten sind heute weniger weit verbreitet als früher.
„Am stärksten zurückgegangen sind nicht die gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten, sondern diejenigen, die früher in 25–50 % aller 5 km mal 5 km großen Rasterzellen vorkamen“, so Professor Florian Jansen von der Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock.
Das Forscherteam um Professor Jansen nutzte die systematische Erfassung aller Gefäßpflanzen, die zwischen 1977 und 1988 von ehrenamtlichen Botanikern durchgeführt wurde und verglich sie mit den Beobachtungen aus der Erfassung gefährdeter Biotope, die vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V 20 Jahre später zwischen 1996 und 2006 beauftragt worden waren. Entgegen der Erwartung konnte kein Zusammenhang zwischen der Gefährdung der Arten und ihrem Häufigkeitsrückgang festgestellt werden. Das könne darauf hindeuten, dass die getroffenen Schutzma߬nahmen für diese Arten zumindest einen gewissen Erfolg hatten, so Jansen. „Die Häufigkeit der früheren “Allerweltsarten” ist in vielen Fällen aber auf weniger als die Hälfte zurückgegangen“, so der Rostocker Biologe.
Ursächlich verantwortlich machen die Forscher dafür die Veränderung der Standorte durch die veränderte Landnutzung. Arten, die nur in wenigen Biotoptypen vorkommen, seien stärker zurückgegangen, als solche mit weniger spezifischen Standortansprüchen. Für den Rückgang der Biodiversität machen die Wissenschaftler unter anderem die seit den 1980er Jahren massenhaft eingesetzte künstliche Düngung in der Landwirtschaft verantwortlich. Dem Forscher-Team zufolge müsse die bisher gängige Naturschutzpraxis, nur die seltenen Pflanzenarten zu schützen, in Frage gestellt werden. „Für die Nahrungskette, vor allem für Insekten, die die Pflanzen direkt als Nahrung, Rückzug oder Nest benötigen, bedeutet der Verlust der mittelhäufigen Arten einen vermutlich noch wesentlich größeren Einschnitt, als es der Verlust seltener Arten darstellt“, resümiert Jansen. Im Rahmen des Forschungsprojektes „sMon“ sollen weitere Datensätze analysiert werden, um Aussagen zur Entwicklung der Biodiversität in ganz Deutschland ableiten zu können.