Die Naturschutzorganisation WWF hat Maria und Kristian Lundgaard-Karlshøj aus Dänemark als „Ostseelandwirte 2019“ ausgezeichnet. Damit sind sie die internationalen Gewinner des Umweltpreises, den der WWF jährlich an Landwirte für ihren Einsatz zum besseren Schutz der Ostsee verleiht. Das Ehepaar setzte sich gegen zehn weitere Landwirte aus Ostseeanrainerstaaten durch. Den deutschen Wettbewerb hatte Wilfried Lenschow stellvertretend für die Agrargenossenschaft Bartelshagen 1 aus Mecklenburg-Vorpommern für sich entschieden. Der WWF zeichnet seit 2009 Landwirte aus, die der Überdüngung der Ostsee entgegenwirken, indem sie dafür sorgen, dass weniger stickstoffhaltige Düngemittel von den Äckern über die Flüsse in die Ostsee gelangen.
„97 Prozent der Ostsee sind zu stark mit Nährstoffen – vor allem Stickstoff und Phosphat – belastet. Die Hälfte davon stammt aus der Landwirtschaft. Das führt zu Gebieten mit extremem Sauerstoffmangel, sogenannten ‚Todeszonen‘. Deswegen ist es wichtig, dass Landwirte ihre Stickstoffeinträge in die Natur deutlich senken“, so WWF-Agrarexperte Michael Berger.
Anlässlich der Preisverleihung in Warschau fordert der WWF mehr Unterstützung für Landwirte beim Umwelt- und Naturschutz. „In der EU muss mehr finanzielle Förderung bei jenen Landwirten landen, die nachweislich Boden, Luft und Wasser schützen und die biologische Vielfalt auf ihren Flächen fördern“, so Michael Berger vom WWF. Der Meinung sind auch zwei Drittel der Deutschen. Laut einer Civey-Umfrage* im Auftrag des WWF Deutschland wollen 66, 7 Prozent die direkte finanzielle Unterstützung von Landwirten mit Geldern aus dem EU-Haushalt bevorzugt an Umweltschutzmaßnahmen koppeln.
Die dänischen Gewinnerlandwirte verringern den Stickstoffeintrag in den Boden, indem sie den Einsatz von Kunstdünger durch wechselnde Fruchtfolgen, Zwischenfrüchte und smartes Düngemanagement senken. Kristian und Maria Lundgaard-Karlshøj gestalten ihren Betrieb in Hjerm, im Nordwesten Dänemarks, auch in diversen anderen Bereichen nachhaltiger: Eine Biogasanlage wandelt landwirtschaftliche Reststoffe in Energie um. Vier Windturbinen erzeugen auf dem Gelände Strom. Außerdem legten die Landwirte auf ihren Flächen einen Wald an. Er schützt durch seine natürliche Filterfunktion die Qualität des Trinkwassers und fördert die biologische Vielfalt in der Region. Bald entsteht außerdem ein Feuchtgebiet auf dem Gelände. Durch den Sumpf werden außerdem voraussichtlich 744 Kilogramm weniger Nitrat in den angrenzenden Fjord gelangen.
Aus Sicht der Jury zeigen die Gewinner aus Dänemark auf ihrem 850 Hektar großen Hof, wie umweltschonenderes Wirtschaften auch für größere Betriebe möglich ist. Kristian und Maria Lundgaard-Karlshøj bewirtschaften ihren Betrieb sowohl konventionell als auch ökologisch.„Es ist großartig, Anerkennung für etwas zu erhalten, an das man glaubt. Der Gewinn wird uns definitiv helfen, noch mehr zum Schutz der Umwelt zu tun und unsere Ziele zu erreichen“, sagt Kristian Lundgaard-Karlshøj.
*Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag von WWF Deutschland 2500 Personen zwischen dem 03. und dem 04.09.2019 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 3,6 Prozent.
Hintergrund: Der Wettbewerb „Ostseelandwirt des Jahres“ wurde im Jahr 2009 vom WWF und der Swedbank in Zusammenarbeit mit dem Baltic Farmers Forum for the Environment (BFFE) und Bauernverbänden aus verschiedenen Ländern ins Leben gerufen. Neben den EU-Ländern Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen und Schweden nehmen auch Russland, Weißrussland und die Ukraine an der Preisvergabe teil. Der deutsche Preisträger erhält 1000 Euro, international ist dann ein Preisgeld von 10.000 Euro ausgeschrieben. Mit dem Wettbewerb will der WWF Bauern dazu anregen, eine aktive Rolle im Kampf gegen die Überdüngung einzunehmen. Bisher wurden circa 50 Höfe rund um die Ostsee für ihre innovativen Methoden ausgezeichnet. Dabei unterscheiden sich die Bauernhöfe in Form und Größe. Unter den Teilnehmern finden sich sowohl kleine biodynamische Höfe als auch große konventionelle Betriebe. In der diesjährigen internationalen Jury saßen Vertreter*innen verschiedener Universitäten und Forschungseinrichtungen, darunter aus Deutschland vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF).