Studie: Erhalt von biologischer Vielfalt erfordert Konsumwende

Deutschland importiert jährlich über 200 Millionen Tonnen Rohstoffe und Produkte direkt von außerhalb der Europäischen Union. Deren Anbau, Abbau und Herstellung haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Natur in den Erzeugerländern. Dabei handelt es sich häufig um Länder des Globalen Südens. Neue Untersuchungen des Bundesamts für Naturschutz (BfN) kommen zu dem Schluss, dass ein wirksamer Schutz von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen weltweit nur gelingt, wenn sich der Konsum im Globalen Norden umfassend verändert. Die Studie „Sustainable Consumption for Biodiversity and Ecosystem Services“ wurde heute auf einer Konferenz im Bundesumweltministerium in Berlin vorgestellt. Internationale und deutsche Naturschutzexperten experten diskutieren dabei, wie ein nachhaltiger Konsum zum Schutz der biologischen Vielfalt beitragen kann.

Weizenanbau in ausgeräumter Landschaft – Foto: Ingo Ludwichowski

Der Konsum in Deutschland ist insbesondere mit den Importen von Soja, Palmöl, Baumwolle und Steinkohle sowie Eisen-, Kupfer- und Aluminiumerzen wesentlicher Mitverursacher des Raubbaus an der Natur anderer Länder. Als weiteres Produkt mit gravierenden Nebenwirkungen steht der heutige Lithiumabbau. Der Anbau von Soja für Tierfuttermittel zur Deckung des deutschen Fleischkonsums erfolgt in Monokulturen auf riesigen Flächen, hauptsächlich in den USA und in Brasilien. Die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt in den Anbauregionen sind gravierend und die lokale Bevölkerung leidet unter dem Verlust wichtiger ökologischer Leistungen und den gesundheitlichen Folgen des hohen Einsatzes von Pestiziden.

Drei folgenreiche Importgüter: Lithium, Soja und Baumwolle

Die Analysen des Berliner Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz zeichnet für die drei Importgüter Lithium, Soja und Baumwolle nach, wie durch ihren An- bzw. Abbau Lebensräume verlorengehen: So werden Regenwälder für neue landwirtschaftliche Flächen abgeholzt, riesige Monokulturen geschaffen, chemische Düngemittel und Pestizide kommen übermäßig zum Einsatz und offene Wasserflächen gehen verloren. Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass sich das Konsumverhalten der Menschen im Globalen Norden ändern muss.

„Mit unseren Importen nutzen wir in Europa zwei bis dreimal so viel produktives Land wie uns innerhalb unserer Grenzen zur Verfügung steht. Dieser Teil unseres ökologischen Fußabdrucks wird bisher viel zu wenig beachtet“, sagt BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel. „Um die Natur weltweit wirksam zu schützen, müssen wir wesentliche Konsumtrends umdrehen. Dazu zählen etwa: weniger Fleischverzehr, Slow statt Fast Fashion, weniger motorisierter Individualverkehr.“

Als Politikmaßnahmen empfehlen die Expertinnen und Experten des IÖW etwa, öffentlichen und nichtmotorisierten Verkehr in Städten zu fördern, den Fleischkonsum mit steuerlichen und regulatorischen Maßnahmen zu reduzieren sowie Kampagnen für die Etablierung einer „Slow Fashion“-Kultur durchzuführen. Verbraucherinnen und Verbraucher müssten stärker über die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf die Natur informiert und die Forschung nach alternativen, umweltschonenden Rohstoffen verstärkt werden.

Die Studie „Sustainable Consumption for Biodiversity and Ecosystem Services – The cases of cotton, soy and lithium” steht auf der BfN-Website zum Download bereit: https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/internationalernaturschutz/Dokumente/Sustainable_Consumption_Biodiversity_bf.pdf