Wie sieht sie aus, die Ernährung der Zukunft: Samen, Pillen, Algen, Insekten oder doch lieber Laborfleisch? Gefühlt monatlich wird ein neuer Trend durchs Dorf getrieben. Doch was ist es, nach dem die Verbraucher suchen und Landwirte kostendeckend herstellen können? Gesund soll das Essen sein, gern regional und/oder bio. Es darf nicht zu viele Ressourcen in der Entstehung verbrauchen. Für diejenigen, die Fleisch essen, ist die Tierhaltung ein wichtiger Aspekt. Doch wer nicht im Hofladen seines (Öko-)Bauern des Vertrauens kauft, bleibt beim Blick auf die Verpackungsangaben eher ratlos zurück.
Prof. Thomas Herlitzius, Direktor des Instituts für Naturstofftechnik an der Technischen Universität Dresden, will mit dem Projekt DOHLE (Dokumentation der Herstellung von Landwirtschaftserzeugnissen) für mehr Transparenz sorgen – zum Vorteil der Verbraucher, aber auch der regionalen Landwirte.
„Alles, was Maschinen in der Landwirtschaft machen, ist erfasst“, erklärt der Experte für moderne Landmaschinentechnik. Ohne Computerunterstützung funktioniert zumindest in Deutschland kaum noch ein Betrieb, auch wenn das verklärte Bild der bäuerlichen Landwirtschaft ein anderes ist. Vom Melkroboter bis zu der sich selbst einstellenden Erntemaschine ist alles im Einsatz. Einiges davon wurde und wird an der Dresdner Professur Agrarsystemtechnik entwickelt.
„Man könnte beispielsweise per QR-Code ein Lebensmittel scannen und damit sofort erkennen, woher Fleisch, Obst, Gemüse und das Getreide für das Mehl kommen, sogar Futter und Saatgut lassen sich nachverfolgen“, erläutert Herlitzius sein Projekt. „Die Aufbereitung der Daten ist eine technisch überschaubare Aufgabe. Es funktioniert natürlich umso besser, je kürzer die Wertschöpfungskette ist.“ Ein klarer Pluspunkt für regionale Hersteller.
Um den Kontakt zwischen Verbrauchern und Landwirten noch direkter zu gestalten, setzt Herlitzius auf den Zusammenschluss einzelner Bauern zu virtuellen Erzeugergemeinschaften, die ihre Produkte auf einer Handelsplattform anbieten. „Wenn Amazon das kann, sollte das auch für die hiesige Wirtschaft möglich sein“, ist er überzeugt. Samt der Distribution sieht Herlitzius in einer solchen Plattform auch eine Chance für neue Arbeitsplätze auf dem Land. Und einen höheren Ertrag für den Landwirt, der sich nicht den Vorgaben einer Handelskette beugen muss.
„Natürlich wird die Welt für den einzelnen Landwirt damit wieder ein Stück komplexer. Er muss nicht nur seine eigentliche Arbeit verstehen, sondern auch eine Handelsplattform bedienen, Bedingungen für Erzeugergemeinschaften aushandeln und am Ende ein stimmiges Betriebsergebnis vorlegen. Aber ich bin überzeugt, dass dieses Konzept Potenzial hat. Transparenz und Nachhaltigkeit in der Produktion verbunden mit einer guten Erzählung kommen bei den Verbrauchern an. Dafür sind sie auch bereit, höhere Preise zu zahlen.“
Für Thomas Herlitzius ist dieses Projekt ein wichtiger Mosaikstein in der großen Vision einer Ernährung der Zukunft. Sie bietet dem Verbraucher passgenau, was er sucht, und ermöglicht dem Bauern ein Auskommen und weniger Abhängigkeit.