Wälder auf dem Radar

Mittels Radar lässt sich die Artenvielfalt in Wäldern erheben. Das Bild zeigt einen komplexen Bergmischwald. Nationalpark Bayerischer Wald

Mit frei verfügbaren Radardaten von Satelliten lässt sich die Biodiversität in Wäldern sehr gut analysieren. Sogar kleinste Insekten können damit zuverlässig erfasst werden, berichten Forscher in Nature Communications.

Die Menge und Vielfalt von Lebewesen, vor allem von Insekten, nimmt auch in Deutschland stetig ab. Die Wissenschaft wünscht sich darum Möglichkeiten, die Biodiversität auf der Erde möglichst großflächig und umfassend zu dokumentieren. Auf diese Weise könnte man unter anderem feststellen, ob Maßnahmen gegen das Insektensterben wirken oder nicht. Satellitendaten eignen sich gut für diesen Zweck.

„Bisher hat man aber kaum darauf zurückgegriffen. Denn man war der Meinung, es gebe keine frei verfügbaren Daten, die ausreichend gute Ergebnisse liefern“, sagt Professor Jörg Müller vom Biozentrum der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

Das war ein Irrtum. Kostenlos verfügbare Radardaten können nämlich sehr gut verwendet werden, um die Biodiversität aus dem All zu erfassen.

Einer kleiner Hirschkäfer, der verborgen im Totholz lebt. Mit dem Radar lässt sich sein Lebensraum gut erfassen. Foto: Haselberger

Das berichtet Müllers Kollegin Dr. So-yeon Bae mit einem internationalen Team in Nature Communications. Die südkoreanische Landschaftsökologin hat in einem Forschungsprojekt der DFG-Biodiversitäts-Exploratorien gezeigt: Radardaten von Satelliten eignen sich überraschend gut, um in Wäldern die Vielfalt von Wirbeltieren, Pflanzen und Pilzen, aber auch kleinster Insekten und Spinnen zu beschreiben. Und das, obwohl Radardaten relativ grob sind und obwohl Wälder mit ihrer hochdynamischen und komplexen dreidimensionalen Struktur für das Monitoring der Biodiversität eine besondere Herausforderung darstellen.

Zwölf Artengruppen in fünf Waldgebieten analysiert

Das Forschungsteam hat zwei Methoden verglichen. In fünf Waldgebieten, deren Biodiversität von Studien am Boden sehr gut erhoben war, wurden zwölf Artengruppen zum einen mit hochaufgelösten Laserscanning-Daten, zum anderen mit den gröberen Radardaten analysiert. Die Ergebnisse waren verblüffend: „Die kostenlosen Radardaten liefern vergleichbar gute Ergebnisse und sind dem Laser zum Teil sogar überlegen“, so Dr. Bae. Ihr Fazit: „Die Fernerkundung ist bereit, deutschlandweit Biodiversitätsmonitoring aus dem All durchzuführen. Jetzt müssen landesweit nur noch bessere, standardisierte Biodiversitätsdaten am Boden erhoben werden.“ Dazu seien räumlich verteilte Kartierungen der Artenvielfalt in allen Waldlebensräumen in Deutschland nötig.