Buchempfehlung zum NDR-Beitrag: Regionalität als historische Kategorie.

Foto: Die Linde

Die Recherche des Linde-Team zum Thema Regionalität hat oft in Bereiche weit jenseits oder weiter hinter der Planung und den ersten vagen Vermutungen geführt. Der Begriff wollte sich einfach nicht fassen lassen, besonders dann als die Marketingmaske gefallen war. Worüber reden wir im Kern eigentlich, über eine geographische Kategorie oder über eine sozialdemokratisch weichgespülte Ersatzvokabel für die so oft geschundene Heimat?

Miloš Řezník, Historiker und Professor für Europäische Regionalgeschichte an der Universität Chemnitz und Direktor des DHI Warschau, brachte dann Struktur in die Sache. In seinem Beitrag „Regionalität als historische Kategorie“ im gleichnamigen Sammelband seziert und entideologisiert er intellektuell brillant den Begriff Regional. Regionen seien territoriale Einheiten, die sich aufgrund bestimmter Merkmale als relativ homogen definieren ließen. Sie seien abgrenzbar, wenn auch nicht immer eindeutig oder trennscharf. Sie seien aber keineswegs holistische Einheiten aus eigenem Recht, sondern nur als Teil eines Ganzen, eines größeren Gefüges denkbar.

Auch ließen sich Regionen sich nicht auf eine geographisch-territoriale Komponente beschränken, sondern können auch imaginiert, kulturell gestaltet, kommunikativ geschaffen, religiös geprägt oder aus ethnischen Konfigurationen hergeleitet sein. Klingt kompliziert, ist es auch, entspricht aber genau dem was dem Linde-Team auch der langen Reise zum Thema deutlich geworden ist.

Und apropos Reise, das Buch nimmt uns über die Grundlagen des Regionalitätbegriffes mit auf eine Reise zu unseren polnischen Nachbarn. Dabei können wir lernen, welchen Input Begrifflichkeit in geschichtlichen und politischen Zusammenhängen haben und wie wenig wir über Polen eigentlich wissen. Der Sammelband ist wahrlich keine leichte Kost, lohnt aber jede Zeile.

Sabine Jagodzinski / Aleksandra Kmak-Pamirska / Miloš Řezník (Hg.): Regionalität als historische Kategorie. Ostmitteleuropäische Perspektiven (= DHI Warschau, Quellen und Studien, Bd. 37),

Osnabrück: fibre 2019, 367 S. , Preis 39,80 €. ISBN 978-3-944870-62-5

 

 

Dr. Aleksandra Kmak-Pamirska ist Religionswissenschaftlerin und Historikerin, arbeitet am Sorbischen Institut in Bautzen und war Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DHI Warschau.

 

Prof. Dr. Miloš Řezník ist Historiker und Professor für Europäische Regionalgeschichte an der Universität Chemnitz und Direktor des DHI Warschau.