Husten, Schnupfen, Heiserkeit: In der kalten Jahreszeit greifen viele gerne zu einer Tasse Tee. Heilkräuter sind aber auch außerhalb der Erkältungszeit populär. Wissenschaftler der Universität Bonn untersuchen nun, wie sich Arzneipflanzen unter Verzicht auf Herbizide und möglichst bodenschonend anbauen lassen. Das Verbundvorhaben „Optimech“ wird in den nächsten drei Jahren vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe mit rund 1,1 Millionen Euro gefördert. Die Untersuchungen finden mit Forschungspartnern in Bayern und Thüringen sowie mit Praxisbetrieben statt.
„Die neuen Geräte zur mechanischen Unkrautbekämpfung sind angeschafft, die aktive Projektphase hat nun begonnen“, sagt Projektkoordinatorin Hanna Blum vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn. Im großangelegten Verbundprojekt „Optimech“ führen die INRES-Institute für Nachwachsende Rohstoffe gemeinsam mit Agrarökologie und Organischem Landbau der Universität Bonn mechanische Konzepte mit modernen Konzepten der Unkrauterfassung und Unkrautbekämpfung zusammen. Die Versuchsbestände sind angelegt, die Unkräuter erfasst und nun auch erste Geräte zur mechanischen Unkrautbekämpfung eingesetzt.
Ob Pfefferminze, Melisse, Petersilie, Kamille, Arnika oder Engelwurz – Hauptaugenmerk des Projektes liegt auf der wesentlichen Verbesserung der mechanischen Unkrautregulierung für diese sensiblen Pflanzenarten. „Arzneipflanzen sowie Tee- und Gewürzpflanzen stellen besonders schwierige Modellpflanzen dar“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Ralf Pude vom INRES. „Die Unkrautschwelle ist hier sehr niedrig, da schon geringe Mengen an bestimmten Unkräutern zur Unverkäuflichkeit der Waren führen können. Dadurch sind bisher in der Anbaupraxis der Handarbeitsaufwand und die Kosten sehr hoch.“
Exzellenz-Cluster „Phenorob“ als Partner
Im Optimech-Projekt werden auf dem Campus Klein-Altendorf sowie der Lehr- und Forschungsstation Wiesengut der Universität Bonn die Unkräuter in den Arzneipflanzen- und Sonderkulturbeständen mit Kameratechnik im Drohnenüberflug erfasst und automatisiert ausgewertet. „Die besondere Herausforderung liegt in der möglichst frühen Erkennung der Unkräuter und insbesondere auch im Auffinden besonders problematischer, unerwünschter Kräuter“, sagt Blum.
Sind diese Daten erfasst, soll untersucht werden, wie sich der Einsatz von Geräten zur mechanischen Unkrautbekämpfung optimieren lässt. Darüber hinaus soll mit dem Exzellenz-Cluster „Phenorob“ der Universität Bonn als Partner erforscht werden, wie sich auch moderne autonom oder digital geführte Steuerungssysteme für diese Zwecke einsetzen lassen.
Die Forscher möchten auch erfassen, wie die mechanische Unkrautbekämpfung das Wasserhaltevermögen und Umsetzungsprozesse des wichtigen Nährelements Stickstoff beeinflusst. Ziel ist, dass der Boden möglichst viel Wasser aufnehmen und halten kann. Was den Stickstoff angeht, sollen dagegen etwa die Verluste durch Auswaschung ins Grundwasser möglichst gering gehalten werden. Blum: „Insgesamt wollen wir im Projekt Optimech die mechanische Unkrautbekämpfung auch hinsichtlich bodenschonender Konzepte optimieren und dadurch den Einsatz chemischer Herbizide substituieren.“ Die Untersuchungen finden ebenfalls bei Forschungspartnern in Bayern und Thüringen sowie in Praxisbetrieben statt.