Daten spielen in der modernen Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Schon jetzt nutzen Landwirte die Möglichkeiten moderner Sensor- und Analysesysteme, stehen dabei aber vor dem großen Problem der mangelnden Interoperabilität. Dass alle Technologien auch untereinander kommunizieren können, erfordert eine sorgfältige Auswahl von Maschinen, Sensoren und Datenverarbeitungsplattformen. Dabei sind die Landwirte oft von den Herstellern der Landmaschinen abhängig, was die Anpassung der Systeme an die spezifischen Bedürfnisse erschwert und weniger Flexibilität ermöglicht.
Das von der EU-Förderinitiative »Horizont 2020« unterstützte Projekt »ATLAS« will diese Einschränkungen durch die Entwicklung einer offenen digitalen Serviceplattform für landwirtschaftliche Anwendungen überwinden und den Aufbau neuer, innovativer Geschäftsmodelle für die datengesteuerte Landwirtschaft vorantreiben. Die Plattform wird eine flexible Kombination von Landmaschinen, Sensorsystemen und Werkzeugen zur Datenanalyse ermöglichen und soll so die Produktivität durch den Einsatz modernster digitaler Technologien nachhaltig steigern.
Anwendungsfall beim Landwirt vor Ort
Im konkreten Anwendungsfall sieht das so aus: Das Feld der Zukunft ist eine hochtechnologisierte Umgebung aus Sensoren, Drohnen, Robotern und intelligenten Bewässerungssystemen. Die Feldfrüchte werden von diesen Technologien rund um die Uhr überwacht. Daten zu Wachstum, Bewässerungsstatus und möglichem Krankheits- oder Insektenbefall werden automatisch erfasst und von einem System ausgewertet. So schicken beispielsweise die Hyperspektralkameras der Drohnen Bilder an einen Datenanalysedienst, der anhand von Trainingsbildern gelernt hat, wann eine Pflanze zu wenig Wasser hat oder über zu wenig Nährstoffe verfügt. Roboter können dann automatisch genau diese Stelle bewässern oder nachdüngen, ohne das komplette Feld bearbeiten zu müssen. Dieses Vorgehen ermöglicht eine punktgenaue Behandlung der Pflanzen und spart immense Mengen an Ressourcen ein.
Datenvernetzung über die ATLAS-Plattform
Ziel des ATLAS-Projektes ist es, dass der Landwirt die Möglichkeit hat, die Daten aus seinem Maschinenverbund mit anderen europäischen Betrieben auf der ATLAS-Plattform zu teilen. So kann er Angaben dazu bereitstellen, welche Krankheiten bei welcher Bewässerungs- oder Bodensituation wann und in welcher Intensität aufgetreten sind, oder umgekehrt: unter welchen Voraussetzungen eine Ernte besonders erfolgreich war. Durch die Zusammenführung dieser Daten können dann bessere Vorgehensweisen für die Bewirtschaftung der Felder errechnet werden. Im Optimalfall kann der einzelne Landwirt dadurch noch einmal Ressourcen einsparen. Die Besonderheit an der Plattform ist, dass jeder Landwirt selbst entscheiden kann, welche Daten er freigeben möchte. Außerdem soll das System mit allen Landmaschinen kompatibel sein.
Im Rahmen des ATLAS-Projektes werden die Vorteile der datengesteuerten Landwirtschaft in einer Vielzahl von Pilotstudien demonstriert. Um diese Pilotprojekte werden Kompetenzzentren eingerichtet und ein Netzwerk von Endverbrauchern, Dienstleistern, Forschern und politischen Entscheidungsträgern aufgebaut, um die Vorteile der digitalen Landwirtschaft einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Darüber hinaus wird es innovativen Unternehmen durch eine Anschub-Finanzierung ermöglicht, ihre Dienstleistungen über die Plattform anzubieten.