Zum Jahresbeginn 2020 werden rund 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde leben, so die Schätzung des UN Population Prospect 2019. Dies entspricht 7.800 Millionenstädten (Frankfurt hat 750.000 Einwohner) oder 95 mal die Menschenzahl der heutigen Bundesrepublik; diese liegt seit 2019 bei 83 Millionen und damit auf einem historischen Höchststand. Der Anstieg der Erdbevölkerung beträgt derzeit um 75 bis 80 Millionen Menschen pro Jahr. Dieser Anstieg liegt bereits seit etwa 5 Jahrzehnten in Größenordnungen von 70 bis 90 Millionen; eine nennenswerte Reduktion in Richtung Null ist statistisch nicht erkennbar und aus biologischen und politischen Gründen in naher Zukunft auch nicht zu erwarten.
Die biologische Vielfalt, die Vielfalt aller Ökosysteme und Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten bilden die Lebensgrundlage für den Menschen. Bei BioFrankfurt – Das Netzwerk für Biodiversität e.V. setzen sich führende Einrichtungen aus den Bereichen Forschung, Bildung und Naturschutz gemeinsam für die Erhaltung und für eine nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt ein und wollen gleichzeitig das öffentliche Bewusstsein für ihre Bedeutung stärken.
Um Vergleichszahlen anderer Organismen von ähnlicher Größenordnung zu nennen: Von den Bonobos (unseren biologisch nahen Verwandten) leben maximal noch 50.000 Individuen – die genaue Zahl kennt niemand. Freilebende Tiger gibt es noch in einer Anzahl von etwa 2.500 Individuen, Berg-Gorillas in vielleicht noch 1.000 Exemplaren. Vom sogenannten Java-Nashorn, einer in geschichtlicher Zeit noch in ganz Südostasien verbreiteten Art, leben noch rund 70 Exemplare in einem Reservat. Die Zahlen fast aller größerer Arten gehen tendenziell weiter zurück. Vom Nördlichen Breitmaulnashorn ist kein freilebendes Männchen mehr übrig, nur noch zwei Weibchen. Der Chinesische Flussdelphin mit seinem phantastischen Unterwasserecholot-System, den die Menschen ehrfürchtig „Göttin des Yangtse“ nannten, lebte 1997 noch in 13 Exemplaren; wenige Jahre danach verschwand das letzte Individuum.
Allgemein wird erhofft und erwartet, dass sich das Wachstum der Erdbevölkerung gegen Null reduziert, was im Wesentlichen durch Verbesserung von Bildung, Selbstbestimmung der Frauen und Anhebung der ökonomischen Situation erhofft wird. Auch wird auf die Tendenz verwiesen, dass bei zunehmender Verstädterung das traditionelle Ziel des Kinderreichtums statistisch zurück geht. Allerdings stehen dem auch andere Tendenzen gegenüber. Die Hochrechnungen im UN World Population Report 2019 sprechen daher von geschätzten Zunahmen von plus 3 Milliarden Menschen in Afrika und plus 1 Milliarde in Asien in den nächsten 80-100 Jahren.
Das Netzwerk für Biodiversität BioFrankfurt veröffentlicht seit 2006 jährlich eine „Biozahl“. Sie soll entweder eine anschauliche Größe biologischer Vielfalt aufzeigen oder auf Probleme schwindender Vielfalt und natürlicher Ressourcen hinweisen. Mehr unter www.biofrankfurt.de/biozahl
2018: 47 Prozent der deutschen Bevölkerung kennt die Begriffe „Biodiversität“ oder „Biologische Vielfalt“
2017: Auf 40 Prozent wird der Artenverlust bei Tagfaltern beziffert.
2016: 5 (mittel-)große Raubtierarten leben dank Schutz und Wiederansiedlung wieder in Deutschland.
2015: 10.000 Obstbäume stehen im Streuobstwiesengebiet am Maintal-Berger Hang
2014: Rund 1000 verschiedene Pilzarten finden sich entlang einer 500 m langen Wegstrecke im Taunus
2013: 107 Brutvogelarten bevölkern dauerhaft das Frankfurter Stadtgebiet
2012: 865.000 km2 Naturschutzgebiete werden von BioFrankfurter Mitgliedseinrichtungen weltweit unterstützt
2011: 14 Fledermausarten leben im Stadtgebiet von Frankfurt am Main
2010: 1675 Farn- und Blütenpflanzen wurden bereits insgesamt innerhalb der Stadtgrenze von Frankfurt bestimmt
2009: 1250 Farn- und Blütenpflanzen gibt es im Taunus (Hochtaunus)
2008: Jede 5. Farn- oder Blütenpflanze ist eine Heilpflanze
2007: 25,7% der deutschen Bevölkerung kennen den Begriff Biodiversität
2006: Etwa 2 Millionen Arten von Lebewesen wurden bislang wissenschaftlich beschrieben
Annähernd 11 Milliarden Menschen am Ende des Jahrhunderts
Die Gründe liegen unter anderem in einer vielfach jungen Bevölkerung und einer deutlich erfolgreicheren medizinischen Betreuung bei gleichzeitig oft nur langsam eintretender Verhaltensänderung. Der Report skizziert als wahrscheinliche Gesamtbevölkerung der Erde annähernd 11 Milliarden Menschen am Ende des Jahrhunderts. Nie in der ganzen Erdgeschichte hat eine (in der Körpergröße vergleichbar große) biologische Spezies eine auch nur annähernd so hohe Individuenzahl erreicht. Zur reinen Zahl der Menschen kommen numerisch auch noch große Nutztiere, speziell Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe mit rund je einer weiteren Milliarde Individuen hinzu. Freilebende Tiere haben in der Vergangenheit vermutlich kaum jemals mehr als um 10 Millionen Individuen hervorgebracht, derzeit kommen Pelzrobben und amerikanische Weißwedelhirsche auf annähernd diese Größenordnung, Gnu- und Zebra-Arten als die individuenreichsten afrikanischen Großtiere bleiben bei rund 1 Million. Die allermeisten der übrigen Arten sind in wesentlich kleinerer bis teilweise verschwindend geringer Zahl übrig geblieben. Und der Druck auf Flächen, in denen sie noch leben können, ist auch als Folge steigender Ressourcen- und Konsumbedürfnisse der Menschen zunehmend härter.