Wasser wird zum Risiko

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Wasser wird in Zeiten der Klimakrise zunehmend zum wirtschaftlichen Risiko für Unternehmen weltweit, auch in Deutschland. Damit steigt auch das Risiko für den Finanzmarkt, Banken, Versicherer, Pensionskassen und private Anleger – das zeigt ein Report des WWF, der heute auf dem „Water Summit 2019“ in Eschborn diskutiert wird. Schon aus purem Eigennutz müsse die Finanzwelt handeln und nicht nur bestehende Risiken auf dem Schirm haben, sondern auch von Unternehmen aktive Risikominimierung einfordern, so der WWF. „Unternehmen, die ihre klima- und wasserbezogenen Risiken in ihren Produktions- und Lieferketten nicht transparent darlegen und Strategien dagegen entwickeln, sind mit Vorsicht zu genießen, wenn es um Investments, Kredite und Anlagen geht“, so Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance vom WWF Deutschland und Mitglied des Beirats der Bundesregierung für Sustainable Finance. „Die Finanzwirtschaft kann durch ihre Investments und Kreditentscheidungen den Weg in eine 1,5 Grad-kompatible Realwirtschaft beschleunigen oder ausbremsen. Damit bestimmt sie letztlich selbst, wie hoch das eigene Risiko für klima- und wasserbezogene Wertverluste in naher Zukunft ausfällt.“

Landwirtschaftliche Bewässerung, Uganda Foto: WWF

Den nötigen Rahmen für nachhaltige Finanzmarktentscheidungen muss die Politik setzen

:„Deutschland braucht ein Finanzsystem der Zukunft, das mit Blick auf Risiken wie Chancen viel stärker als bisher auch Klima- und Umweltaspekte berücksichtigt. Die Bundesregierung sollte diese Aspekte in allen anhängigen Vorhaben berücksichtigen, im Klimaschutzpaket ist das verpasst worden“, sagt Matthias Kopp.

Auf europäischer Ebene laufen bereits Prozesse, welche die Mitarbeit und Umsetzung in den Mitgliedsstaaten erfordern, wie etwa der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums, der mit der neuen Kommission noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. „Wer einen Green Deal für Europa ausruft, braucht dafür den europäischen Finanzmarkt umfassend auf Kurs“, so Kopp vom WWF an die Adresse der künftigen EU-Kommission.

Süßwasser ist schon heute eine knappe Ressource

Die Klimakrise wirkt sich negativ auf die Süßwasservorkommen aus. Dürren werden häufiger. Damit steigt auch das Wasserrisiko für Unternehmen. Direkten erhöhten physischen, regulativen und reputativen Wasserrisiken ausgesetzt sind wasserintensiv produzierende Unternehmen, etwa im Bergbau, der Lebensmittel-, der Chemie- oder der Textilindustrie. Auch Energieerzeuger müssen ihr Risikomanagement verbessern, wenn sie Wasser zum Kühlen, als Transportweg oder als Wasserkraft einsetzen. Indirekt trifft es etwa den Einzelhandel, Banken, Versicherer und Pensionskassen. Betroffen sind weltweit auch börsennotierte Unternehmen, in den Dax 30 sind aktuell über 50 Prozent aus den genannten Bereichen vertreten.

Landwirtschaftliche Bewässerung, Uganda Foto: WWF

Als aktuelles Beispiel aus Deutschland nennt der WWF in seinem Report „Linking Water Risk and Financial Value“ die börsennotierte K+S AG. Der Anbieter von Salz- sowie Kali- und Magnesiumprodukten benötigt im Produktionsprozess große Wassermengen und muss viel Abwasser entsorgen. In Deutschland ist die K+S stark abhängig von der Einleitung von Abwässern in die Werra. Die Dürre 2018 in Deutschland führte dazu, dass die Werra so wenig Wasser führte, dass die K+S aufgrund gesetzlicher Grenzwerte für etliche Tage keine Salzabwässer entsorgen konnte. Die K+S bezifferte die daraus resultierenden Verluste auf 110 Millionen Euro. Finanzmärkte reagieren auf solche Entwicklungen dann mit schlechten Ratings, Aktienwerte geraten unter Druck.

Wasserkrisen gehören zu den Top 5 der globalen Risiken

Auf dem Water Summit in Eschborn diskutieren Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über Investitionsrisiken und -chancen im Zusammenhang mit Süßwasser. Der „Global Risk Report 2019“ des Weltwirtschaftsforums listet extreme Wetterereignisse, das Scheitern des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel sowie Wasserkrisen zu den Top 5 der globalen Risiken. Der Water Summit, präsentiert in Zusammenarbeit vomWorld Economic Forum, BCG, der Deutschen Börse und dem WWF, richtet sich an CEOs und CFOs von Finanzinstituten sowie an Unternehmen, die in ihren Produkten, Prozessen und Lieferketten auf Wasser angewiesen sind und befasst sich mit Wasser aus einer Investitionsperspektive. Ausrichter ist dieses Jahr die Deutsche Börse in Frankfurt.