Der Klimawandel scheint sich nicht an das Verursacherprinzip halten zu wollen – ganz im Gegenteil. Eine neue Untersuchung zeigt, dass die ärmeren Länder in den Tropen extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt sein könnten. Ein Team von Forschern der Universität von Exeter in Großbritannien, der Universität Wageningen in den Niederlanden und der Universität von Montpellier in Frankreich kommen in einer jetzt In der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlichten Studie zum Ergebnis , dass der Klimawandel die Temperaturen in den ärmsten Regionen der Welt deutlich mehr schwanken lassen werde als in den Regionen der wohlhabenderen Länder.
Um zu bestimmen, welche Regionen die größte Temperaturvariabilität bis zum Jahr 2100 erfahren werden, analysierten die Forscher 37 verschiedene Klimamodelle, die vom Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) in seinem jüngsten Bericht verwendet wurden. Die Analyse zeigte, dass erhöhte Temperaturschwankungen in den Tropen konzentriert sind, während höhere geographische Breiten eine Abnahme der Temperaturvariabilität erfahren. Der Studie zufolge könnte die Temperaturvariabilität im Amazonasbecken und im südlichen Afrika für jedes Grad Celsius der globalen Erwärmung um bis zu 15 Prozent und in Indien, Südostasien und der Sahelzone im Westen und Norden um bis zu 10 Prozent zunehmen.
Hierbei spielten auch andere geographische Gegebenheiten, wie beispielsweise die Bodenbeschaffenheit, eine wichtige Rolle. Der Boden kann durch seine Speicherfähigkeit Wärme aufnehmen und so zu moderateren Temperaturschwankungen beitragen. Die Temperaturschwankungen in den Tropen würden sogar teilweise durch die Bodenfeuchtigkeit kontrolliert, erklärt Dr. Sebastian Bathiany von der Universität Wageningen. Steigende Temperaturen könnten jedoch den Boden austrocknen und so seine Fähigkeit verringern, Schwankungen zu mildern. Im Gegensatz dazu wird die Temperaturvariation in höheren Breiten einschließlich der Vereinigten Staaten und Europa weitgehend von atmosphärischen Wettermustern bestimmt.
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Die Länder, die am wenigsten den Klimawandelverursacht hätten und über das geringste wirtschaftliche Potenzial verfügten, um mit den Auswirkungen fertig zu werden, stünden vor dem größten Anstieg der Temperaturschwankungen, so Bathiany weiter. Solche Veränderungen der Temperaturvariabilität würden die Ungleichheit verstärken, die mit den Auswirkungen eines sich verändernde n Klimas verbunden seien.
Die Länder, die von dieser doppelten Herausforderung der Armut und der zunehmenden Temperaturschwankungen betroffen seien, stellten bereits die Hälfte der Weltbevölkerung, und die Bevölkerungswachstumsraten seien in diesen Ländern auch noch besonders groß, so der Mitautor der Studie Professor Tim Lenton von der Universität Exeter. Diese Steigerungen seien schlechte Nachrichten für tropische Gesellschaften und Ökosysteme, die nicht an Schwankungen außerhalb des typischen Bereichs angepasst seien. Es gebe allerdings eine Ausnahme: Australien sei eines der wenigen wohlhabenden Länder mit hohen Pro-Kopf-Treibhausgasemissionen, bei denen erwartet wird, dass die Temperaturschwankungen ebenfalls deutlich zunehmen werden.
Die Ergebnisse dieser Studie reihen sich in die wachsende Zahl von Forschungsarbeiten ein, die darauf hindeuten, dass der Klimawandel zu extremeren Wetterereignissen führen wird. Ein kürzlich erschienener Bericht des Wissenschaftlichen Beirats der Europäischen Akademien zitiert Daten, die darauf hindeuten, dass Ereignisse wie Überschwemmungen und Dürren seit den 1980er Jahren zugenommen haben, während eine weitere neue Studie davor warnte, dass beispielsweise amerikanische Bundesstaat Kalifornien in den nächsten 100 Jahren extremere Regen- und Trockenperioden erleben werde.