Landwirtschaft und Biodiversität – auf der Suche nach dem Gleichgewicht

Landwirtschaft und Biodiversität – im Projekt SALBES werden die Wechselwirkungen genauer untersucht. Foto: ZALF

Am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. ist das Projekt „SALBES“ gestartet. Gemeinsam mit Partnern aus Deutschland, Estland, Österreich und der Schweiz sollen in den nächsten drei Jahren Konzepte für den Schutz der Biodiversität in vier beispielhaften Agrarlandschaften Europas entstehen. Mit computergestützten Modellen blicken die Forschenden hierzu in die Zukunft der Landwirtschaft und berechnen, wie sich landwirtschaftliche Intensivierung, Klimawandel und Artenschutz zukünftig besser in Einklang bringen lassen. Koordiniert wird das Projekt vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.

Agrarlandschaften bedecken große Teile Europas. Allein in Deutschland werden mehr als die Hälfte der Böden landwirtschaftlich genutzt. Äcker sind aber nicht nur Voraussetzung für unsere Nahrungsmittelproduktion und Einkommensquelle für viele in der Landwirtschaft Beschäftige, sondern auch ein wichtiger und schützenswerter Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Um Schutz und Nutzung zukünftig noch besser in Einklang zu bringen, entwickeln die Partner im Projekt „SALBES“ mögliche Zukunftsszenarien für die Landwirtschaft. Das Ziel: möglichst realistische Handlungsspielräume für Produzenten und den Naturschutz bestimmen.

Wie groß ist der sichere Handlungsspielraum?

Wie wirken sich Klimawandel und eine wachsende Weltbevölkerung auf die landwirtschaftliche Produktion aus? Welche Herausforderungen ergeben sich hieraus für die Biodiversität auf den Feldern und in angrenzenden Ökosystemen? Mit Hilfe von Klima- und Marktmodellen sowie Interviews und Workshops mit Akteuren aus den Pilotregionen werden im Projekt in den nächsten drei Jahren verschiedene Szenarien für die Zukunft der Landwirtschaft erarbeitet. Diese sollen in Kombination mit dem Konzept des „Safe Operating Space“ Aufschluss darüber geben, wo die Grenzen der menschlichen Nutzung von Agrarlandschaften liegen und ab welchem Zeitpunkt die Biodiversität irreparabel beschädigt ist.

Ackerrandstreifen Foto: Die Linde

Der „Safe Operating Space“, auch sicherer Handlungsspielraum genannt, ist ein international anerkanntes Konzept, das erstmals 2009 von Umweltforschenden vorgestellt wurde. Neun „planetarische Grenzen“ definieren dabei den Handlungsspielraum des Menschen auf der Erde. Werden diese Grenzen überschritten, kann dies zu einer unumkehrbaren Veränderung unserer Umwelt führen. Eine dieser planetarischen Grenzen ist der Verlust von Biodiversität, die unter den Begründern des Konzeptes als bereits überschritten gilt. Ein Grund ist die veränderte Landnutzung in den letzten Jahrhunderten, zu der unter anderem die Intensivierung der Landwirtschaft zählt. Allerdings wirft gerade der Zusammenhang zwischen Agrarlandschaften und Biodiversität noch viele Fragen auf. Diese Fragen wollen die Forscher im Projekt „SALBES“ beantworten und einen „sicheren Handlungsspielraum“ für die Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Biodiversität bestimmen. Auf dieser Grundlage könnten wissenschaftlich belastbare Handlungsvorschläge für die Politik und Praxis entwickelt werden.