Die Wälder in Europa bieten Lebensraum für rund 80.000 Kolonien wilder Honigbienen. Darum solle verstärkt darauf geachtet werden, die Nistplätze für diese bedrohten Insekten zu erhalten, so das Fazit eines Würzburger Forschungsteams.
Wildlebende Vertreter der westlichen Honigbiene Apis mellifera galten in Europa lange als ausgestorben. „Doch jüngere Feldarbeiten haben gezeigt, dass es die wilden Bienen in Wäldern noch gibt: Sie nisten dort hauptsächlich in Baumhöhlen“, sagt Dr. Fabrice Requier vom Biozentrum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).
Beobachtet wurden die wilden Honigbienen bislang nur in Nordpolen und Deutschland (hier im Nationalpark Hainich in Thüringen und im Biosphärengebiet Schwäbische Alb). Forschungsgruppen aus Deutschland, Frankreich, Italien und der Tschechischen Republik haben sich nun unter Federführung der JMU die Frage gestellt, wo es in Europa weitere passende Lebensräume geben könnte. Die vier Teams analysierten 106 Waldgebiete quer durch Europa auf das Vorkommen geeigneter Baumhöhlen. Und kamen zu dem Schluss, dass es in den europäischen Wäldern Nistplätze für schätzungsweise 80.000 Wildbienenkolonien gibt. Das berichten sie im Fachjournal Conservation Letters.
Wo es Hotspots für wilde Honigbienen gibt
Die Forscher haben auch die Hotspots identifiziert, an denen die wilden Honigbienen besonders viele Nistplätze finden. Das sind zum einen unbewirtschaftete Wälder, etwa in Nationalparkgebieten. Überraschenderweise gehören zu den Hotspots aber auch Wälder, in denen die Nistbäume nicht so dicht gesät sind, etwa die ausgedehnten Nadelwälder in Schweden und Finnland. Das Fazit der Wissenschaftler: Es lohnt sich, auch in Wirtschaftswäldern die Erhaltung von Bäumen mit Nisthöhlen ins Forstmanagement einzubeziehen. Das sei ganz im Sinne der EU-Strategie, dem zunehmenden Verschwinden der Bienen und anderer bestäubender Insekten entgegenzuwirken.