Glyphosat zählt zu den meistgenutzten Herbiziden weltweit – und gleichzeitig zu den meistdiskutierten chemischen Verbindungen: Steht es doch unter Verdacht, eine krebserzeugende Wirkung zu haben. Diverse Klagen in den USA und Diskussionen über Zulassungsbeschränkungen beziehungsweise Verbote nicht nur in Europa zeigen die Brisanz, die sich durch den flächendeckenden und massiven Einsatz ergibt. In einer im Fachjournal Nature Sustainability veröffentlichten Studie zeigt ein Forschungsteam der FAU, wie Glyphosat mit einfachen Mitteln aus Wasser entfernt werden kann.
Das FAU-Team um Werkstoffwissenschaftler Prof. Marcus Halik vom Interdisziplinären Zentrum für Nanostrukturierte Filme (IZNF) und Physiker Prof. Dirk Zahn vom Computer Chemistry Center (CCC) sowie das Team von Dr. Leena Banspach vom Bayrischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nutzen die chemische Struktur von Glyphosat, die eine starke Wechselwirkung zu oxidischen Oberflächen aufweist, um das Herbizid an magnetische Eisenoxidpartikel zu binden. Die Partikel können dann mithilfe eines Magneten aus dem Wasser gefiltert werden.
Unter der Nachweisgrenze
Wie leistungsfähig ihre Methode ist, zeigen Untersuchungen im Labor. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelang es bei unterschiedlichsten Proben, den strengen Grenzwert für Glyphosat von 0,1 Mikrogramm/Liter aus der Europäischen Trinkwasserverordnung zu unterschreiten, in vielen Fällen das Glyphosat sogar so weit zu entfernen, dass es nicht mehr nachgewiesen werden konnte. Der hohe Wirkungsgrad konnte nicht nur experimentell beobachtet werden. Durch Molekular-Dynamik-Simulationen in der Gruppe von Prof. Dirk Zahn konnte das Team ihn auch in der Theorie nachvollziehen: Glyphosat wird gegenüber anderen im Wasser gelösten Stoffen besonders gut an die Eisenoxidpartikel gebunden.
Die magnetischen Partikel können mehrfach verwendet werden
Anhand von Wasserproben aus dem Dechsendorfer Weiher, in denen neben geringen Konzentrationen an Glyphosat (~ 0,6 Mikrogramm/Liter) noch weitere organische Kontaminationen nachgewiesen werden konnten, lies sich diese vorhergesagte Selektivität auch experimentell bestätigen. Nach der Behandlung der Wasserproben mit den Eisenoxidpartikeln und deren magnetischer Entfernung hatte das „Dechsi-Wasser“ Trinkwasserqualität – zumindest bezogen auf Glyphosat. Die magnetischen Partikel können mehrfach verwendet werden, was in Kombination mit dem niedrigen Preis der Eisenoxidpartikel die Grundlage für ein ökologisch nachhaltiges und ökonomisch sinnvolles Verfahren darstellt. Ziel ist dabei nicht der flächendeckende Einsatz von Eisenoxidpartikeln, sondern, ein Toolkit zu entwickeln, welches schnell und preiswert lokale Extremkonzentrationen beseitigen kann. Noch werden jedes Jahr 700.000 Tonnen Glyphosat hergestellt, transportiert, gelagert und eingesetzt – was bei unsachgemäßer Handhabung ein beträchtliches Risikopotential darstellt.