Landwirtschaft und Biodiversität: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht

Der Wienerwald ist eine der vier Regionen, für die im Rahmen des Projekts Konzepte für den Schutz der Biodiversität entstehen werden. (© Thomas Wrbka)

Mögliche Zukunftsszenarien für die Landwirtschaft stehen im Mittelpunkt eines neuen Projekts am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien. Gemeinsam mit Partnern aus Deutschland, Estland, Österreich und der Schweiz soll ein „sicherer Handlungsspielraum“ für die Landwirtschaft in vier beispielhaften Agrarlandschaften Europas (u.a. dem Wienerwald) erarbeitet werden, um Schutz und Nutzung der Natur besser in Einklang zu bringen. Agrarlandschaften sind nicht nur Voraussetzung für unsere Nahrungsmittelproduktion und Einkommensquelle für viele in der Landwirtschaft Beschäftige, sondern auch ein wichtiger und schützenswerter Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Ziel des Projekts „SALBES – Scenarios for Agricultural Landscapes‘ Biodiversity and Ecosystem Services“ sind Konzepte für den Schutz der Biodiversität und die Natur, aber auch für Produzenten.

Ein Blick in die Zukunft der Landwirtschaft

Mit computergestützten Modellen blicken die Forschenden hierzu in die Zukunft der Landwirtschaft. Sie berechnen, wie sich landwirtschaftliche Intensivierung, Klimawandel und Artenschutz zukünftig besser verbinden lässt. Mit Hilfe von Klima- und Marktmodellen sowie Interviews und Workshops mit Akteuren aus den Pilotregionen werden verschiedene Szenarien für die Zukunft der Landwirtschaft erarbeitet. Diese sollen in Kombination mit dem Konzept des „Safe Operating Space“ Aufschluss darüber geben, wo die Grenzen der menschlichen Nutzung von Agrarlandschaften liegen und ab welchem Zeitpunkt die Biodiversität irreparabel beschädigt ist.

Planetarische Grenzen auch im Bereich der Landwirtschaft

Der „Safe Operating Space“, auch sicherer Handlungsspielraum genannt, ist ein international anerkanntes Konzept, das erstmals 2009 von Umweltforschenden vorgestellt wurde. Neun „planetarische Grenzen“ definieren dabei den Handlungsspielraum des Menschen auf der Erde. Werden diese Grenzen überschritten, kann es zu einer unumkehrbaren Veränderung unserer Umwelt kommen.

Extensiv bewirtschaftetes, artenreiches Grünland im Thüringer Wald, (Foto: Landschaftspflegeverband Thüringer Wald e.V.)

Eine dieser planetarischen Grenzen ist der Verlust von Biodiversität – sie gilt unter den Begründern des Konzeptes als bereits überschritten. Ein Grund dafür ist die veränderte Landnutzung in den letzten Jahrhunderten, zu der unter anderem die Intensivierung der Landwirtschaft zählt, aber auch der Rückgang traditioneller Landnutzungsformen. Gerade der Zusammenhang zwischen Agrarlandschaften und Biodiversität wirft aber noch viele Fragen auf. Diese wollen die Forschern im Projekt SALBES beantworten und einen „sicheren Handlungsspielraum“ für die Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Biodiversität bestimmen. Auf dieser Grundlage könnten wissenschaftlich belastbare Handlungsvorschläge für die Politik und Praxis entwickelt werden.

Weitere Informationen: www.salbes.eu