Fuchs, Waschbär und Co. in Gärten in und um Berlin – Wildtierforscher für die finale Projektrunde gesucht!

Waschbär - Foto: Wolfgang Stürzbecher Nabu

Zahlreiche Wildtierarten haben in den vergangenen Jahrzehnten den Weg aus dem Umland nach Berlin gefunden und sich hier dauerhaft angesiedelt. Allerdings ist noch relativ wenig darüber bekannt, wo unsere tierischen Nachbarn leben und wie sie mit den Umweltbedingungen im Großstadtdschungel umgehen. Um dies herauszufinden, führt das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) ein bürgerwissenschaftliches Projekt über wildlebende Säugetiere durch. In den bisherigen Runden des Projektes wurden von den Teilnehmenden mithilfe von Wildtierkameras über 20.000 Fotos von 11 wildlebenden Säugetierarten aufgenommen. Für die vierte und letzte Projektrunde, die am 30.03.2020 beginnt und zwei Monate dauert, sucht das Leibniz-IZW jetzt Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit eigenem Garten in Berlin oder im Umland nahe der Stadtgrenze. Interessenten können sich bis zum 16.02.2020 auf www.wildtierforscher-berlin.de bewerben.

Waschbärfamilie – Foto: Jens Scharon Nabu

Die bisher durchgeführten drei Projektrunden waren auch für die Teilnehmenden ein großer Erfolg, die von teilweise überraschenden Erkenntnissen berichten. „Für mich ist mein Garten nun nicht mehr derselbe“, so ein Teilnehmer. „Vor dem Projekt hatte ich in meinem Garten einmal einen Waschbär, in einigen Metern Entfernung mal einen Fuchs gesehen und bin mal über einen Igel gestolpert im Dunkeln. Nun weiß ich aber dank der Kamera, dass mindestens ein Waschbär jeden Tag bei mir unterwegs ist, dass Füchse nicht so selten wie gedacht mir Gesellschaft leisten und mein Stolpern über den Igel kein Zufall war.“ Das Citizen Science-Projekt verbindet diese individuellen Erlebnisse und Lerneffekte auf Bürgerseite mit einer wissenschaftlich wertvollen, systematischen Erfassung des wilden Lebens der Hauptstadtregion.

Nahrungssuche im Park – Foto: Wolfgang Stürzbecher Nabu

Dr. Robert Hagen, Wissenschaftler im Projekt, erklärt, wie Interessierte zu Forscher*innen werden und Wissenschaft hautnah erleben können: „Für die Dauer der Projektrunde bekommt jede*r Teilnehmer*in von uns eine Wildtierkamera ausgeliehen, die dokumentiert, welche Tiere im Garten unterwegs sind.“ Die Teilnehmenden laden die Bilder auf der Internetplattform des Projekts hoch und bestimmen selbstständig die Tierarten, die darauf zu sehen sind. Danach können sie die erhobenen Daten im Auswertungsbereich der Internetplattform grafisch darstellen und mit Hilfe von statistischen Tests auswerten. „Damit binden wir die Teilnehmenden weitaus intensiver in die Forschungsarbeit ein als bei vielen Citizen Science-Projekten üblich“, sagt Projektleiterin Dr. Miriam Brandt. „Sie können nicht nur Daten sammeln, sondern sich auch an der Auswertung und Diskussion beteiligen“.

Teilnehmen können Interessierte, die mindestens 18 Jahre alt sind und einen eigenen Garten oder Kleingarten besitzen. Die Anzahl der Bürgerwissenschaftler ist für die finale Projektrunde auf 200 begrenzt.

Das Verbundprojekt WTimpact

Zunehmend kommt es in der Wissenschaft zur Zusammenarbeit von hauptamtlich Forschenden und Bürger*innen in gemeinsamen Forschungsprojekten. Die so genannte Bürgerwissenschaft (Citizen Science) soll der Forschung dabei helfen, Fragestellungen zu klären, die sie allein kaum oder nicht beantworten könnte (zum Beispiel aufgrund des zu hohen personellen Aufwandes). Gleichzeitig profitieren auch die Teilnehmer*innen, indem sie Kenntnisse über das jeweilige Forschungsfeld und die wissenschaftliche Arbeitsweise erhalten. Inwieweit derartige Bürgerwissenschaftsprojekte für den Teilnehmer tatsächlich einen Mehrwert bedeuten, ist bislang jedoch wenig erforscht. „Die Bürgerwissenschaftler unterstützen uns in unserem Projekt dabei, mehr über das Forschungserlebnis der Teilnehmenden herauszufinden“, so Brandt. „Durch die Beantwortung von Fragebögen zeigen sie uns, was sie aus dem Projekt mitgenommen haben und tragen so dazu bei, bürgerwissenschaftliche Projekte in Zukunft im Interesse der Teilnehmenden zu gestalten.“ Zum Team gehören daher neben Naturwissenschaftler auch ein Bildungsforscher und eine Sozialpsychologin.