Der ökologische Bumerang

Soja Ernte: agrarfoto.com-WWF

Es gibt viele ökologische Gründe, regionale Lebensmittel zu kaufen, die reichen von der Reduzierung des persönlichen CO2-Fußabdrucks bis hin zur Verhinderung der Zerstörung einzigartiger Ökosysteme wie beispielsweise dem Amazonas-Regenwald durch die Landwirtschaft.

In einer Veröffentlichung  der Michigan State University (MSU) in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“[1] haben Experten jedoch einen weiteren überraschenden Vorteil für die eigene lokale Landwirtschaft aufgezeigt: Importe von günstigen Agrarprodukten schaden der eigenen regionalen landwirtschaftlichen Struktur. Denn wenn lokale Nutzpflanzen durch billigere Importe verdrängt werden, kommt es zum Anbau von weniger nachhaltigen Pflanzen, was sich auf die Umwelt für das Importland auswirkt.

Die Studie wies darauf hin, dass ihre Ergebnisse der gängigen Meinung eigentlich widersprechen. Demnach nutze der zurzeit gängige globale Nahrungsmittelhandel den Industrieländern und schade den Erzeugern, aber die Nebenwirkungen waren bisher wenig bekannt. Dazuf ühren die Wissenschaftler ein Beispiel an:  Brasilien ist, nach Angaben der Yale School of Forestry and Environmental Studies, der weltweit zweitgrößte Produzent von Sojabohnen, und die Politik des Staates, Land für diese Produktion zu roden, sei ein Haupttreiber der Entwaldung im Amazonasbecken.  Nach Angaben des Vereins „ Rettet den Regenwald e. V.“,  hat  für die brasilianische Regierung die Ausweitung des Sojaanbaus höchste Priorität. Mit einem Exporterlös von 28 Milliarden US-Dollar (2015) ist Soja der größte Devisenbringer Brasiliens. Die Politik sei mit zahlreichen Gesetzesinitiativen dabei, den Schutz der Umwelt und die Rechte der indigenen Völker und Kleinbauern systematisch aufzuweichen und auszuhebeln.[2]

Die Forscher der Michigan State University Studie fanden auch heraus, dass der internationale Soja-Handel auch auf Länder wie China, den weltweit größten Importeur von Sojabohnen, negative interne Auswirkungen hat. Als China mehr und mehr Sojabohnen importierte, konnten lokale Bauern nicht länger konkurrieren und stellten die Bewirtschaftung ihrer Felder auf Getreide wie Mais und Reis um. Diese benötigen aber mehr Nährstoffe, um zu wachsen, was wiederum zu einer Zunahme der Stickstoffverschmutzung führt. Die Studienautoren untersuchten speziell die Region mit der höchsten landwirtschaftlichen Produktion im Nordosten Chinas und stellten fest, dass die Stickstoffverunreinigungen dort am stärksten auf Feldern, die von Soja auf Reis umgestellt worden waren, nachgewiesen werden konnten, gefolgt von Feldern, die von Soja auf Mais umgestellt worden waren.

Bei Vergleichsuntersuchung auf sechs Kontinenten zeigte sich, dass bei allen 160 untersuchten Flächen der Stickstoffgehalt stieg, wenn die Felder in den Importländern von Soja auf andere, anspruchsvollere Pflanzen wie Weizen, Gemüse, Mais oder Reis umgestellt wurden.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen deutlich die Umweltfolgen des internationalen Handels mit Agrarprodukten auf und sollten genug Anlass sein, den Glauben an eine bequeme und sichere Lebensmittelversorgung in den westlichen Industriestaaten möglichst schnell zu begraben. Der ökologische Bumerangeffekt ist mehr als deutlich. Der maßlose Anbau von Soja zerstört die Umwelt wie etwa in Brasilien, aber nicht nur dort, sondern  hat dann auch noch einen negativen Einfluss auf die Ökosysteme der importierenden  Länder. Aber damit nicht genug: Etwa 90 Prozent der Sojabohnen sind genetisch verändertes Soja (GV-Soja) – produziert und patentiert von einigen Chemiekonzernen wie Bayer, Dow Chemical Company, Monsanto und Syngenta.

[1] http://www.pnas.org/content/early/2018/05/01/1718153115

[2] https://www.regenwald.org/regenwaldreport/2017/476/an-die-eu-wir-wollen-kein-gen-soja