Beispielhafte, soziale Landwirtschaft in Südtirol

Foto: Touristik Vinschgau

Welchen Spielraum bietet Südtirol für eine Landwirtschaft, die sich nicht nur auf die Produktion von Konsumgütern konzentriert, sondern traditionelle landwirtschaftliche Aktivitäten nutzt, um benachteiligte Menschen oder Gruppen in das gesellschaftliche Leben zu integrieren? Dies wurde auf der Konferenz „Potenziale der Sozialen Landwirtschaft in Südtirol“ der Universität Bozen diskutiert.[1]

Organisiert wurde die transdisziplinäre Konferenz von Susanne Elsen, Professorin für Soziologie der Kultur- und Kommunikationsprozesse an der Fakultät für Bildungswissenschaften. Dabei wurden deutsche, italienische und Südtiroler Modelle in der Sozialen Landwirtschaft analysiert. Zur Eröffnung der Tagung stellte Elsen Modelle der Sozialen Landwirtschaft vor. Sie machte dabei deutlich, dass es sich hierbei um eine wichtige Form der sozialen Innovation in Südtirol, einem Land mit starker landwirtschaftlicher Tradition, handele. Dabei führte sie Beispiele an: Das Projekt Nazareth in Cremona, und die Initative Vinterra im Vinschgau und die Sozialgenossenschaft „Mit Bäuerinnen lernen-wachsen-leben“ in Bozen.

Prof. Dr. habil. Susanne Elsen ist Professorin an der Freien Universität Bozen. Schwerpunkt in Forschung und Lehre: soziale Innovationen, nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung, Community Development und ökosoziales Wirtschaften.

Die Genossenschaft Nazareth wurde im Jahr 2001 von einigen Organisationen in Cremona gegründet.   Nazareth ist eine soziale Genossenschaft, die sich mit Minderjährigen und Familien beschäftigt, mit besonderem Augenmerk auf unbegleitete ausländische Minderjährige, Jugendschutz, Jugendstrafen. Im Zuge dieser Arbeit hat Nazareth die soziale Landwirtschaft als Motor gewählt und hier in wirtschaftliche Ressourcen investiert und ist heute ein auch wirtschaftlich erfolgreicher Produzent von Biogemüse.[2]

Sozialgenossenschaft vinterra sieht ebenfalls die Integration benachteiligter Menschen als Hauptzweck und Bio-Landwirtschaft ist ebenfalls ihr Schwerpunkt. Als ein am Gemeinwohl orientiertes Unternehmen, versteht sich die Genossenschaft Vinterra als ein Bestandteil eines vielseitigen, überschaubaren und fairen Wirtschaftens im Südtiroler Vinschgau.[3]

Die größte der Initiativen in der Region ist die Südtiroler Bäuerinnenorganisation, sie hat über 15.800 Mitglieder. Die Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, Frauen auf dem Land in ihren gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Anliegen zu vertreten. Ziel sei es, die Stellung der Bäuerin im gesellschaftlichen und berufsständigen Leben zu fördern. Den Bäuerinnen die Möglichkeit eines Nebenerwerbes am Bauernhof zu bieten, das war die Idee der damaligen Landesbäuerin Maria Hochgruber Kuenzer, als sie die „Kinderbetreuung am Bauernhof“ ins Leben rief. Um die arbeitsrechtlichen Vorgaben zu erfüllen wurde die Sozialgenossenschaft „Mit Bäuerinnen lernen – wachsen – leben“ 2006 gegründet. Die Sozialgenossenschaft zählt heute über 100 arbeitende Tagesmütter mit circa 25.000 Betreuungsstunden monatlich.[4]

Diese Initiativen sind Ausdruck einer starken ländlichen Zivilgemeinschaft und auch für andere Regionen im deutschsprachigen Raum vorbildlich, aber damit nicht genug in Südtirol gibt es auch ein bäuerliches Leerstandsmanagement! In Südtirol engagiert sich die „Plattform Land“, die von mittlerweile zwölf Organisationen getragen wird, in ihrem Pilotprojekt „Leerstandsmanagement“. gestartet. Ziel ist es, die Kriterien für den Leerstand mit dem zuständigen Landesamt landesweit einheitlich zu definieren. Danach sollen die Leerstände erhoben und grafisch einheitlich dargestellt werden. Ziel müsse es am Ende sein, die Leerstände in den Gemeinden ersichtlich zu machen und sie nach Möglichkeit wieder einer Nutzung zuzuführen, anstatt neues Bauland zu erschließen, erklärte der Präsident der Plattform Land, Andreas Schatzer. Neben den Leerständen wird sich die Plattform Land heuer besonders mit den Arbeitsplätzen im ländlichen Raum beschäftigen, die – ebenso wie das schnelle Internet, funktionierende Dienste sowie Freizeit- und Wohnmöglichkeiten – wesentlich zur Attraktivität des ländlichen Raumes beitragen.[5]

[1] https://www.unibz.it/de/

[2] http://www.coopnazareth.net/

[3] https://www.vinterra.it/

[4] https://www.baeuerinnen.it/

[5] http://www.plattformland.org/