Bessere Schutzmaßnahmen für Wildtiere

Forschende fordern einheitliche Vorgaben für das Wildtiermanagement in europäischen Nationalparks

Von Sylvouille in der Wikipedia auf Französisch - Übertragen aus fr.wikipedia nach Commons., CC BY-SA 1.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1406289

Wie erfolgt das Management von Wildtieren in europäischen Nationalparken und von welchen Faktoren wird es beeinflusst? Ein Team um Suzanne van Beeck Calkoen und Privatdozent (PD) Dr. Marco Heurich von der Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement der Universität Freiburg hat die nationalen Unterschiede in europäischen Nationalparks untersucht. Aufgrund der stark variierenden Ergebnisse innerhalb Europas fordern die Wissenschaftler einheitliche gesetzliche Rahmenbedingungen, um die dort lebenden Wildtiere besser zu schützen. 

Die Wissenschaftler zeigen, dass viele der europäischen Nationalparks die Ziele des Schutzgebietsmanagements, die von der Weltnaturschutzunion (IUCN) definiert werden, nicht erfüllen. „Im Gegensatz zu den USA und Kanada gibt es in Europa innerhalb der Nationalparks derzeit keine einheitlichen Vorgaben für den Umgang mit Huftieren wie Rehe und Rothirsche“, erklärt Van Beeck Calkoen. Der Mangel an einer gemeinsamen Politik und die Unterschiede zwischen den Artengemeinschaften, den Jagdtraditionen und dem kulturellen oder politischen Kontext haben, so die Forschenden, zu großen Unterschieden im Wildtiermanagement in den europäischen Ländern geführt. Um die Ziele der Nationalparks zu erfüllen und Strategien für den Umgang mit Wildtieren weiterzuentwickeln, fordern van Beeck Calkoen und andere Forschende deshalb eine einheitliche europäische Wildtierpolitik, die mit den IUCN-Richtlinien übereinstimmt: „Es braucht einen Rahmen, der eine gemeinsame Definition von Nationalparks mit klar spezifizierten Gesetzen und Vorschriften vorgibt“, sagt van Beeck Calkoen. Die Wissenschaftler betonen, dass die Parks ein integriertes adaptives Managementsystem benötigen, das alle Ökosystemprozesse, lokale Traditionen und sozio-politische Kontexte berücksichtigt sowie ein Netzwerk von Nationalparkbehörden, das den Austausch von Wissen und die Entwicklung des Managementsystems fördert.

Rehe stehen am Greifswalder Bodden auf der Insel Rügen in Muglit,  Foto: Sabine Funke /Wikipedia

Zu den primären Zielen der Nationalparks gehören sowohl der Schutz natürlicher Prozesse als auch der Artenschutz. Stehen diese Ziele im Widerspruch, entscheiden Parkverwaltungen über die entsprechenden Maßnahmen, indem sie die Schutzgüter der Nationalparks berücksichtigen. Um zu analysieren, ob die Maßnahmen mit dem Schutz der definierten Ziele übereinstimmen, bewerteten van Beeck Calkoen und ihr Team den Stand des Huftiermanagements in den europäischen Nationalparks anhand deren Natürlichkeit und anderen Variablen, die das Management beeinflussen könnten. Für ihre Arbeit sammelte das Team Daten von 209 europäischen Nationalparks in 29 Ländern.

„In mehr als zwei Drittel der Nationalparks werden die Huftierbestände durch Kontrolle der Bestände, Jagd oder beides reguliert“, erklärt Heurich, der die Studie geleitet hat. Darüber hinaus gibt es nur in 28,5 Prozent der Nationalparks eine Zone, die mindestens 75 Prozent der Gesamtfläche ausmacht und in die Menschen nicht eingreifen – und die damit die internationalen Standards erfüllt.