Tausende Tier- und Pflanzenarten sind in Deutschland in ihrem Bestand bedroht oder gefährdet

Tag des Artenschutzes: DLR Projektträger macht sich mit seinen Dienstleistungen für biologische Vielfalt stark

In Deutschland ist die Flussperlmuschel vom Aussterben bedroht. Bildquelle: © Michael Lange, Planungsbüro für Landes- und Denkmalpflege Vogtland (PLD), Plauen

Flussperlmuschel, Gartenschläfer, Feldhase – die Liste gefährdeter Arten ist lang und wächst stetig. Der Erhalt einer Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer genetischen Vielfalt und ihrer Lebensräume – der biologischen Vielfalt – ist für ein ökologisches Gleichgewicht und zahlreiche Leistungen der Natur entscheidend. Von den Leistungen, die die Natur erbringt, profitiert letztlich auch der Mensch, wie zum Beispiel der Schutz der Wildbienen als notwendige Pflanzenbestäuber zeigt. Schon seit vielen Jahren unterstützt der DLR Projektträger (DLR-PT) mit seinen Expertinnen und Experten Politik und Wissenschaft, um den Bestand, Erhalt, Schutz sowie die nachhaltige Nutzung von Arten gemeinsam voranzubringen: „Als Projektträger sind wir im Rahmen unterschiedlicher Aufträge aktiv, die sich der Forschung und dem Erhalt der Biodiversität verschrieben haben“, erklärt Christian von Drachenfels, Leiter des Bereichs Umwelt und Nachhaltigkeit im DLR-PT, anlässlich des Tag des Artenschutzes. Dieser wurde im Rahmen des am 03. März 1973 unterzeichneten Washingtoner Artenschutzübereinkommens ins Leben gerufen. „Es erfüllt uns mit großer Freude, einen Beitrag für den Artenschutz leisten zu können: Unsere Kunden setzen sowohl auf unsere professionellen Beratungsleistungen auf politischer Ebene als auch auf unsere langjährige Erfahrung im Fördermanagement von Forschungs- und Naturschutzprojekten sowie in der Vernetzung von politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren“, so von Drachenfels weiter.

Die Welt im Blick: DLR-PT unterstützt den Weltbiodiversitätsrat IPBES

Wie kann die biologische Vielfalt national wie international gesichert werden? Die politischen Rahmenbedingungen und Gesetzgebungen spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Im Jahr 2012 wurde der UN-Weltbiodiversitätsrat IPBES von über 100 Mitgliedsstaaten gegründet. Mit heute bereits 136 Mitgliedsstaaten nimmt die Bedeutung des IPBES in der Politikberatung zum Schutz sowie der nachhaltigen Nutzung der Biodiversität weltweit stetig zu. Das Ziel: politischen Entscheidungsträgern fundierte, unabhängige wissenschaftliche Informationen an die Hand zu geben, die über die zukünftige Entwicklung der biologischen Vielfalt berichten.

Foto: Wikipedia Von MOdmate , https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5787337

Seit 2014 erhält der Rat auf nationaler Ebene Unterstützung: Die IPBES-Koordinierungsstelle ist unter dem Dach des DLR-PT angesiedelt und wird zu gleichen Anteilen vom Bundesumweltministerium (BMU) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Sie bildet eine wichtige Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft in Deutschland: Die Fachexpertinnen und -experten des DLR-PT fungieren dabei als Berater, unterstützen die Arbeiten von IPBES und bereiten die Nationalen Foren im Auftrag der Ministerien inhaltlich sowie organisatorisch vor. Darüber hinaus ist der DLR-PT Mitglied der deutschen Delegation bei den internationalen Verhandlungen – wie zuletzt beim 7. IPBES-Vollversammlung in Paris 2019 . Zentraler Tagesordnungspunkt war die Verabschiedung des Berichts zum globalen Stand der Biodiversität und der Ökosystemleistungen.

Von der Idee zur Umsetzung: Der DLR-PT engagiert sich für Förderprogramme der Bundesministerien und begleitet Förderprojekte von A wie Antragsstellung bis Z wie Zuwendungsbescheide

Um die 2007 verabschiedete Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung umzusetzen, richteten sowohl das Bundesumweltministerium (BMU) als auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mehrere Förderprogramme ein, unter anderem das „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN)/BMU sowie das Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA) mit der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt durch das BMBF. Als Projektträger ist der DLR-PT in beiden Programmen beauftragt, wie zum Beispiel bei der gemeinsamen Förderinitiative des BMBF und des BMU zur „Förderung von Forschungsvorhaben zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“, die der DLR-PT im Auftrag der beiden Ministerien mitgestaltet und mitentwickelt hat. Das Besondere dieser Förderung: Der Transfer von der wissenschaftlichen Forschung in die angewandte Praxis ist garantiert. Bei allen geförderten Vorhaben arbeiten Projektpartner aus der Forschung direkt mit Partnern aus der Praxis zusammen.

Gartenschläfer Foto: Von Arno Laurent https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2111880

So zum Beispiel beim Projekt „ArKoNaVera“: Das Ziel dieses Verbundvorhabens ist die Stabilisierung von Populationen der vom Aussterben bedrohten Flussperlmuschel und der stark gefährdeten Malermuschel sowie die Wiederherstellung ihrer Selbstreproduktion und der genetischen Diversität. DLR-PT ist in diesen Förderprogrammen von den Ministerien beauftragt, Antragstellende zu beraten, die Projektskizzen und -anträge zu prüfen, ausgewählte Anträge für eine Förderung zu bewilligen, die geförderten Projekte fachlich und administrativ zu begleiten und die Projektfortschritte laufend zu überprüfen. Für Flussperl- und Malermuschel bedeutet dies: gebündeltes Engagement von Politik, Forschung, Praxis und Fördermanagement für einen erfolgreichen Artenschutz.

Nationale Akteure vernetzen, den Dialog fördern, die Gesellschaft informieren: die DLR-PT-Mitarbeitenden im Rote-Liste-Zentrum bilden eine zentrale Koordinierungsstelle

Den Blick nach innen, nach Deutschland, richtet der DLR-PT, wenn es um die Koordinierung von Gefährdungsanalysen bedrohter Arten geht: Die „Roten Listen“ geben über den Bestand von Tieren, Pflanzen und Pilzen in Deutschland Auskunft. Mit ihren differenzierten Informationen zum Gefährdungsstatus einer jeden Art zeigen sie auf, wo zum Erhalt der Art dringender Handlungsbedarf besteht, um die biologische Vielfalt in Deutschland zu bewahren. Hierzulande werden die „Roten Listen“ vom BfN herausgegeben, das 2019 ein neues Koordinations-Zentrum ins Leben rief und den Auftrag zur Einrichtung und zum Betrieb dieser Stelle an den DLR-PT vergab: das Rote-Liste-Zentrum. Ziel ist es, die rund 550 Fachexpertinnen und -experten bei ihrer Arbeit unterstützen und das Artenverzeichnis mit seinen Standards kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das Zentrum hilft den meist ehrenamtlichen Mitarbeitenden bei der Durchführung von Arbeitstreffen, berät sie bei der Anwendung der Methodik zur Gefährdungsanalyse und finanziert prioritäre Arbeiten, die für die Aktualisierung einer Roten Liste erforderlich sind. Zuletzt konzipierte der DLR-PT im Auftrag des BfN die Website des Rote-Liste-Zentrums und entwickelte eine Artensuchmaschine. Interessierte können dort über 30.000 Tiere, Pflanzen und Pilze in Deutschland kennenlernen und erfahren digital und kostenlos mehr über den Gefährdungsstatus und den Bestand.

Christian von Drachenfels, Leiter des Bereichs Umwelt und Nachhaltigkeit im DLR-PT, setzt auf ein gemeinsames Engagement zum Erhalt und Schutz von Tier- und Pflanzenarten. (Quelle: © DLR-PT)

„Der Tag des Artenschutzes ist ein wichtiger Aktionstag, um das Thema in der breiten Bevölkerung hervorzuheben. Wir brauchen jede Einzelne und jeden Einzelnen – ob im politischen, wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Umfeld –, um den Artenschutz gemeinsam voranzubringen“, betont von Drachenfels. „Wir können unsere Dienstleistungen bereits in vielen Aufträgen rund um den Artenschutz einbringen und dabei sehen wie aus Biodiversitätsforschung konkrete Erkenntnisse und Empfehlungen für den Artenschutz entstehen, die wir schließlich auch konkret in der Naturschutzförderung umsetzen können.“