An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg startet eine Verhaltensstudie, in der untersucht wird, wie die Bevölkerung in Deutschland auf die durch Covid19 verursachte Ausnahmesituation reagiert und unter welchen persönlichen Gegebenheiten sie politische Maßnahmen unterstützt. Welche Mechanismen finden die Menschen, ihren von der Angst um ihre Gesundheit einerseits und von bisher nie dagewesenen Einschränkungen andererseits geprägten Alltag anzupassen? Was veranlasst sie, behördlichen Vorgaben Folge zu leisten? Wie verlaufen individuelle Einschätzungen der angespannten Lage?
Insgesamt 80 Fragen beinhaltet die Online-Studie des Lehrstuhls für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie von Prof. Florian Kaiser, an der sich ab sofort bundesweit Personen über 16 Jahre beteiligen können. Unter dem Link https://www.soscisurvey.de/CK2020/ werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten, Fragen zu ihren alltäglichen Gewohnheiten zu beantworten und anschließend Ihre aktuellen Verhaltensweisen und Einschätzungen im Rahmen der Corona-Krise in Deutschland einzuschätzen. Die Beantwortung der Fragen dauert maximal 20 Minuten.
Die Studie soll Ergebnisse darüber liefern, welche Herangehensweisen am effektivsten dafür sorgen, dass die Bevölkerung die einschneidenden Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen kurzfristig akzeptiert und unterstützt: Ist dies eher durch das Hervorheben von persönlichen Gesundheitsaspekten oder durch das Verstärken normativer Botschaften, also klaren Verhaltensaufforderungen, möglich.
„Die Coronakrise stellt die gesamte Gesellschaft plötzlich vor enorme Herausforderungen“, erklärt Emily Bauske, Doktorandin am Institut für Psychologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Ansprechpartnerin der Studie. „Denn, da es bisher keine medizinischen Mittel gegen die Ausbreitung des tödlichen Virus gibt, wie zum Beispiel Impfungen, müssen ungewöhnliche Einschnitte in den Alltag der Menschen erfolgen.“
Inwiefern diese Maßnahmen jedoch greifen, hänge entscheidend vom Verhalten der Bevölkerung ab. Diese müsste den Empfehlungen konsequent Folge leisten und die Maßnahmen akzeptieren – auch unter persönlichem Einsatz und Komforteinbußen.
Die Wissenschaftlerin vermutet nun und möchte mit ihrer Studie beweisen, „dass die naheliegende Sorge um die eigene Gesundheit hierbei eine entscheidende Rolle spielt. Außerdem prüfen wir, ob möglicherweise sogar eher die persönliche Neigung, gesellschaftliche Regeln im Allgemeinen zu beachten, die Akzeptanz und das Befolgen der behördlichen Anweisungen entscheidend beeinflusst.“
Langfristig könnten die Ergebnisse auch auf künftige Krisen, wie bspw. die Klimakrise, angewendet werden, so die Wissenschaftlerin weiter. Zum Beispiel bei der Beantwortung der Frage, ob Individuen eher zu umweltschonendem Verhalten motiviert werden können, indem man ihre Wertschätzung der Umwelt fördert oder doch indem wir gesellschaftliche Regeln stärker vermitteln.
Eine Teilnahme an der Studie ist noch bis maximal Ende Mai dieses Jahres möglich. Die Ergebnisse werden anschließend in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert.