Schneeschmelze verändert Bewässerung

Team mit Göttinger Beteiligung untersucht Auswirkungen des Klimawandels

Foto: Die Linde

Schnee, der sich im Winter in vielen Gebirgsregionen ansammelt und im Frühjahr und Sommer schmilzt, trägt in vielen Flusseinzugsgebieten wesentlich zur Versorgung mit Bewässerungswasser bei. Der Klimawandel führt zu Veränderungen in der Menge und im Zeitpunkt der Schneeschmelze. In einer globalen Studie hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Ohio State University untersucht, wie sich eine Erwärmung um zwei oder vier Grad Celsius auf die Versorgung der Bewässerungsgebiete mit Wasser aus der Schneeschmelze auswirkt. Die Universität Göttingen war an der Studie unter anderem durch die Berechnung des monatlichen Bewässerungswasserbedarfs der unterschiedlichen Nutzpflanzenarten beteiligt. Das Team konnte zeigen, dass Wasser aus der Schneeschmelze in vielen Bewässerungsgebieten in Zentralasien, im Himalaya, im Westen der USA sowie den südlichen Anden einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit Bewässerungswasser leistet. Zwischen 1985 und 2015 wurde in den Monaten März bis Mai mehr als 50 Prozent des globalen Bewässerungswasserbedarfes der Gerste aus der Schneeschmelze gedeckt, ebenso in den Monaten Mai und Juni bei der Baumwolle.

Bei einer Erwärmung nimmt der Anteil der Versorgung mit Bewässerungswasser aus der Schneeschmelze in fast allen Einzugsgebieten ab, zum Beispiel von 33 Prozent auf 18 Prozent im San Joaquin Einzugsgebiet (USA), von 38 Prozent auf 23 Prozent im Colorado Einzugsgebiet (USA) und sogar von 29 Prozent auf 9 Prozent im Po-Einzugsgebiet in Norditalien. Weitere stark von solchen Veränderungen betroffenen Einzugsgebiete sind das Rhône-Einzugsgebiet (Schweiz, Frankreich), das Ebro-Einzugsgebiet (Spanien) sowie das Amu Darya Einzugsgebiet in Zentralasien.

Foto: Uni Göttingen

„Dass in der Bewässerungsperiode sehr viel weniger Wasser aus der Schneeschmelze zur Verfügung steht, bedeutet nicht unbedingt, dass wir bei einer Erwärmung von vier Grad Celsius von Wasserknappheit und Missernten betroffen sein werden“, sagt Prof. Dr. Stefan Siebert vom Department für Nutzpflanzenwissenschaften der Universität Göttingen, der an der Studie beteiligt war. „Vielmehr zeigen wir, dass Anpassungen durch alternative Möglichkeiten der Wasserversorgung wie Grundwassernutzung, Bau von Wasserspeichern oder Wassertransfer über Einzugsgebietsgrenzen hinweg nötig sein werden.“ Die Studie leistet somit einen wichtigen Beitrag, um zu ermitteln, wo solche Anpassungsmaßnahmen besonders nötig sind. Die Studie wurde unterstützt durch die Foundation for Food and Agriculture Research (USA), die National Science Foundation (USA) und das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung.