Gerade der Ländliche Raum steht hinsichtlich der Mobilitätswende und dem sich wandelnden Nutzerverhalten vor großen Herausforderungen. Für die attraktive Ausgestaltung des ÖPNV-Angebots und die Bereitstellung einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur sind in dünnbesiedelten Regionen passgenaue Lösungsansätze erforderlich. Häufig ergänzen dort bürgerschaftlich getragene Aktivitäten das mobile Angebot als Alternative zum eigenen Auto.
Um bestehende oder neu zu schaffende Strukturen und mobile Dienste zu stärken, auszubauen und zu professionalisieren, hatte das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau gemeinsam mit den Ministerien für Verkehr und dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz einen Ideenwettbewerb mit dem Titel „Kooperative Mobilitätskonzepte im Ländlichen Raum: Wie lassen sich bürgerschaftliche oder unternehmerische Sharing-Konzepte durch Autohäuser/-werkstätten/-händler professionell unterstützen?“ ausgerufen. Ziel des Wettbewerbs war die Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und des Zusammenhalts durch eine Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse vor Ort sowie die Begleitung der Projektumsetzung durch eine umfassende und aktive Bürgerbeteiligung.
Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse im Ländlichen Raum
Insgesamt reichten elf kommunale Träger zusammen mit kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Kfz-Bereich und teilweise unter Beteiligung von Vereinen und Forschungseinrichtungen Konzepte für den Ländlichen Raum ein. Von den von einer unabhängigen Jury für eine Förderung ausgewählten sieben Projekten erhalten die ersten fünf nun eine Zuwendung des Landes. Die weiteren zwei Projekte werden in den kommenden Wochen ebenfalls eine Förderung erhalten, sobald alle relevanten Unterlagen vorliegen. Auswahlkriterien für die Projekte waren die Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und des Zusammenhalts durch eine Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse im Ländlichen Raum, die Begleitung der Projektumsetzung durch Bürgerbeteiligung sowie die Stärkung bestehender und die Förderung künftiger Vereinsstrukturen und deren Kooperation mit professionellen Services, Geschäftsmodellen und Unternehmen vor Ort.
Die geförderten Projekte können sofort starten und haben eine Laufzeit bis 31. Dezember 2021. Während der gesamten Projektlaufzeit werden die Projekte vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO wissenschaftlich begleitet. Das Fraunhofer IAO berät die Konsortien zu fachlichen Fragen und erstellt abschließend einen Leitfaden als Blaupause für Kfz-Gewerbe, Mobilitätsbetreiber und Kommunen, sodass erfolgreiche Projektergebnisse in der Breite umgesetzt werden können.
Folgende fünf Projekte erhalten nun eine Zuwendung:
„KOOP Mobi Renningen“ (Förderung: 247.239 Euro)
Basierend auf dem bestehenden Carsharing-Konzept ist die Entwicklung eines zukunftsfähigeren und umfassenderen Mobilitätskonzeptes geplant, das die E-Mobilität stärker adressiert und dafür unter anderem E-Lastenräder beinhaltet. Umgesetzt werden sollen die Erweiterung des Dienstleistungsangebotes für das KFZ-Gewerbe, eine Absicherung des bürgerschaftlich organisierten Carsharings, ein Lern- und Entwicklungsraum für die Stadt Renningen durch Bürgerbeteiligung sowie die Entwicklung von lokalen Kooperationen zwischen ehrenamtlich tätigen Personen, Verwaltung, Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern. Teil des Konsortiums sind neben der Stadt Renningen die Kühnle KFZ-Meisterbetriebe e. K. sowie der Ökostadt Renningen e. V.
„Bürgerladenetz BW“ (Förderung: 329.443 Euro)
Geplant ist der Aufbau eines Bürgerladenetzes mittels einer ChargeSharing-Plattform zur Beteiligung von privaten und gewerblichen Ladesäulenanbietern im Raum Sigmaringen. Privat oder gewerblich genutzte Wallboxen werden der Allgemeinheit zu Verfügung gestellt und dadurch die Ladeinfrastruktur maßgeblich erweitert. Das Konsortium setzt sich aus der Firma chargeIQ, der Stadt und den Stadtwerken Sigmaringen, der Stadtmobil Südbaden AG und der Hochschule Albstadt-Sigmaringen zusammen.
„Elektromobiler Bürger im Kreis Calw“ (Förderung: 62.529 Euro)
Dieses Projekt beinhaltet die Ausweitung des Bürgerbusses und die zukunftsträchtige Bildung von Mobility Hubs an ÖPNV-Stationen. Das Geschäftsgebiet des vorhandenen Carsharings wird ausgedehnt und so allen Bürgerinnen und Bürgern zu Verfügung gestellt. Zwei bestehende E-Fahrzeuge sollen an Wochenenden und Feiertagen auch der Feuerwehr, den Kirchen, Gruppen und Vereinen in der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Die beantragenden Partner sind die Gemeinde Oberreichenbach, die Deer GmbH sowie die Alfred Lohre GmbH & Co. KG für den Kfz-Bereich.
„Kooperative Mobilitätskonzepte im Ländlichen Raum Pfalzgrafenweiler“ (Förderung: 332.455 Euro)
Durch eine Kooperation der Partner (Weiler Wärme eG, Service Center Kossmann, Gemeinde Pfalzgrafenweiler) soll die Verbesserung der Mobilität in Pfalzgrafenweiler erreicht werden. Aspekte wie Carsharing, Automiete, Firmenfuhrparks, Elektromobilität, Services und Ehrenamt werden zu einem für den Ländlichen Raum passenden Gesamtkonzept vereint.
„PROSUMUS Vereinsshuttle (Bürgerfahrdienst)“ (Förderung: 84.221 Euro)
Ziel des Projekts in Oftersheim bei Schwetzingen ist der Einsatz eines Bürgerbusses, um Kinder, Jugendliche und Senioren an Vereins- und Kirchenaktivitäten teilhaben zu lassen. Die Bündelung der Fahrten erfolgt durch die PROSUMUS GmbH. Für etwaige Kompensationsfahrten wird ein Taxi-Unternehmen eingebunden. Im Rahmen des Projektes haben sich die Gemeinde Oftersheim, die HG Oftersheim/Schwetzingen Spielbetriebsgesellschaft mbH, TAXI-on-TOUR, der TSV 1895 Oftersheim e. V. und die Evangelische Kirchengemeinde zusammengeschlossen.