Plant3 – Zukunftsstrategie für Landwirtschaft, Fischerei und Weiterverarbeitung in Nordostdeutschland

Schilfernte bei Anklam – Foto: Tobias Dahms, lensescape.org

Plant3 gehört zu 32 ausgewählten Projekten aus dem Programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die Initiatoren des Projektes haben sich zum Ziel gesetzt, aus dem großen Fundus von pflanzlichen Ressourcen hochwertige Produkte herzustellen, um durch Bioökonomie den Strukturwandel unter anderem in Vorpommern zu fördern. Nach dem Projektstart Anfang Mai laden die vier Partner – Universität Greifswald, WITENO GmbH, Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern mbH und Enzymicals AG – weitere regionale Akteure aus Wirtschaft, Forschung und Verbänden zur aktiven Mitarbeit ein. Bei erfolgreichem Abschluss der Konzeptphase könnten in der Umsetzungsphase bis zu 15 Millionen Euro Bundesförderung in die Region fließen.

Plant³ setzt auf die Stärken der Region Vorpommern: Mit den vielfältigen nachwachsenden Ressourcen auf dem Land, in Mooren und dem Meer soll die Region eine Vorreiterrolle bei der biobasierten Kreislaufwirtschaft („Bioökonomie“) einnehmen. Basierend auf Strategien für die hochwertige Veredelung von pflanzlichen Rohstoffen wie Ackerfrüchten, Schilf oder Algen will der Projektverbund einen Strukturwandel im nordöstlichen Mecklenburg-Vorpommern initiieren. Visionäres Ziel ist, dass im Jahr 2030 Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen gesamtwirtschaftlich nachweisbar zur regionalen Wertschöpfung beitragen. Im Fokus stehen hochwertige Lebensmittel, Pharmazeutika, Kosmetika, Spezialchemikalien oder Bau- und Werkstoffe.

 

Das nordöstliche Mecklenburg-Vorpommern gilt mit seiner dünnen Besiedlung, seiner landwirtschaftlichen Prägung sowie seiner kleinteiligen Wirtschaftsstruktur mit einem unterdurchschnittlichen Anteil an verarbeitendem Gewerbe als Typus „strukturschwache Räume“, die gleichzeitig prädestiniert sind für Bioökonomie. Hier setzt die Strategie von Plant³ an. „Was das Öl für Riad war, wird die Fläche für Mecklenburg-Vorpommern“, so der Leiter der Arbeitsgruppe Moorkunde und Paläoökologie der Universität Greifswald, Prof. Hans Joosten. Im Gegensatz zum Öl ist das in der Fläche liegende Potenzial aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft: Mit der zur Verfügung stehenden Fläche (Land, Moor und Meer) und deren nachwachsenden Ressourcen kann die Region eine Vorreiterrolle bei der Transformation der erdölbasierten Wirtschaft zu einer biobasierten Kreislaufwirtschaft übernehmen.

 

Voraussetzung dafür ist die enge strategische Kooperation von Wissenschaft, Landwirtschaft, Fischerei und veredelnder Wirtschaft. Dies strebt das Plant³-Bündnis an. In den drei Kompetenzfeldern LAND, MOOR und MEER soll die Entwicklung, Verarbeitung und Veredelung von Ackerfrüchten, Paludi-Biomasse aus wiedervernässten Mooren und marinen Ressourcen etabliert bzw. vernetzt werden. Gleichzeitig sollen die erzeugten Ökosystemdienstleistungen die regionale Nachhaltigkeit und die Attraktivität zum Wohnen und Arbeiten verstärken. Bestehende Arbeitsplätze sollen gesichert und an die künftigen Erfordernisse angepasst sowie höherwertige, zukunftsfähige neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

 

In der Konzeptphase sind zur Untersetzung dieser Strategie drei Handlungsfelder vorgesehen:

  • Im Handlungsfeld „WISSEN“ werden die Maßnahmen zum Wissenstransfer und zur Fachkräftesicherung gebündelt.
  • Das Handlungsfeld „INNOVATION“ fördert die Fähigkeit regional ansässiger Unternehmen (einschließlich Landwirtschafts- und Fischereibetrieben), neue Produkte und Verfahren zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen.
  • Die strategischen Aktivitäten des Handlungsfelds „WANDEL“ zielen auf eine von allen Akteuren getragene Kooperations- und Innovationskultur und eine Verstetigung des Bündnisses und seiner Aktivitäten über die Förderung hinaus ab.

Unternehmen aus Landwirtschaft, Fischerei, Biotechnologie und deren verarbeitenden Gewerbe sowie Interessensverbände, Wirtschaftsförderer, Ministerien, Verwaltungen, Städte- und Gemeindevertreter, Ausbildungseinrichtungen, Hochschulen und Universitäten sind eingeladen, sich aktiv mit ihren Ideen an der Entwicklung dieser regionalen Innovationsstrategie zu beteiligen.