Wälder sind in vielfacher Weise Opfer des Klimawandels. Hitze, Trockenheit, Stürme und Brände haben die Wälder in Brandenburg in den letzten drei Jahren extrem belastet und gezeichnet. Mit dem Forschungsprojekt PYROPHOB der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) und sieben weiteren Partnern soll die Entwicklung verbrannter Waldflächen bei Jüterbog und Treuenbrietzen untersucht werden, um Lösungen für die Walderholung und Waldbrandvermeidung zu entwickeln. Die Flächen werden zu Lernorten für Waldökologie, Forstwirtschaft und Gesellschaft.
Vor ungefähr einem Jahr gab es den größten Waldbrand der letzten Jahrzehnte in Brandenburg. 744 Hektar Wald gingen bei Jüterbog in Flammen auf. 400 Hektar brannten 2018 in Treuenbrietzen. Auch in Zukunft wird es in Hitze- und Dürreperioden zu Bränden kommen.
„Es besteht jedoch die Chance, aus den vergangenen Ereignissen und ergriffenen Maßnahmen systematisch zu lernen, um zukünftig die Risiken zu reduzieren und die Erholungsfähigkeit von Waldökosystemen zu stärken. Die Aufgabe, die Waldbewirtschaftung an den Klimawandel anzupassen, ist eine der zentralen Herausforderungen der Landnutzung“, sagt Prof. Dr. Pierre Ibisch, HNEE-Projektleiter.
Mit dem Projekt PYROPHOB (der Begriff bedeutet ‚feuerabweisend‘) habe man nun die Möglichkeit, aus Waldbrandkatastrophen zu lernen. Auf den Flächen sollen Daten zum Wasserhaushalt, Boden, Mikroklima, und zur Entwicklung von Pilzen, Pflanzen und Tieren erhoben werden. „In Zeiten des Klimawandels könnte von entscheidender Bedeutung sein, welche Strukturen auf den Flächen Schatten und Kühlung spenden sowie Wasser zurückhalten, damit neue Bäume aufwachsen können – und zwar möglichst solche, die nicht so leicht brennen“, sagt Jeanette Blumröder, HNEE-Projektkoordinatorin. Zu den Projektpartnern zählen die Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg (BTU), das Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE), die Naturwald Akademie, das Senckenberg Deutsche Entomologische Institut, die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, das Thünen-Institut für Forstgenetik und die Universität Potsdam.
Die Flächen
Das Untersuchungsgebiet umfasst vor allem kieferndominierte Wälder bzw. Kiefernreinbestände auf trockenen und nährstoffarmen Standorten im südlichen Brandenburg (bei Treuenbrietzen und Jüterbog).
„Die Waldbrandflächen waren unterschiedlich starken Feuerintensitäten ausgesetzt und haben in verschiedenen Jahren (2017, 2018, 2019) gebrannt. Sie zeichnen sich durch unterschiedliche Ausgangsbedingungen, wie Baumalter und Vegetation bzw. Baumbestockung und teilweise auch abiotische und biotische Standortfaktoren aus“, berichtet Pierre Ibisch.
Auf den Flächen in Treuenbrietzen wurden bereits erste forstliche Maßnahmen umgesetzt, darunter die vollständige und teilweise Räumung von verkohltem Restholz, das Pflügen von Böden oder auch die Bepflanzung mit verschiedenen Baumarten. Bedeutsam ist der Vergleich mit Flächen, auf denen nicht eingegriffen wurde und wo sich spontan neue Bäume eingestellt haben. Die Flächen der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, unter anderem auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog, sind der Wildnisentwicklung im Sinne des Prozessschutzes gewidmet.
Hier finden auf über 75 Prozent der Fläche bereits keine menschlichen Eingriffe mehr statt, so dass die Natur sich frei entwickeln kann. Insgesamt hat es hier im letzten Jahr auf über 1000 Hektar gebrannt. „Das Projekt PYROPHOB bietet nun die einmalige Gelegenheit, zu beobachten, wie sich Waldbrandflächen in einem Wildnisgebiet ohne menschliche Einflussnahme entwickeln, welche Arten sich durch natürliche Sukzession hier kurz- und langfristig einstellen und auch wechselnde Klimabedingungen überdauern können“, sagt Dr. Andreas Meißner, Geschäftsführer der Stiftung.