Landwirtschaft und Trinkwasser: Nährstoffkooperationen als Lösungsansatz

In der neuen Ausgabe von „LandInForm“ zeigt die Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) Beispiele für gelungene Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Wasserversorgern zur Verringerung von Nitrateinträgen. Am Beispiel des „Kombiliners“ wird deutlich, wie der Nährstofftransfer zwischen Tier- und Ackerbauregionen funktionieren kann. Stickstoff ist Fluch und Segen zugleich. Ohne ihn erzielt die Landwirtschaft keine Erträge, aber zu viel davon belastet Wasser, Luft und Klima.

Nitratgehalt des Grundwassers reduziert

Im Werntal nördlich von Würzburg begegnet man dieser Herausforderung seit vielen Jahren durch Kooperationen zwischen Betrieben, Kommunen und Wasserversorgern. Rund 60 Landwirte ließen sich in Sachen wasserschonende Flächenbewirtschaftung beraten. Der Anteil von Grünland und Dauerbrachland wurde von sechs auf 18 Prozent erhöht. Die Betriebe führten extensive Fruchtfolgen ein, seitdem wird vielerorts Dinkel statt Brotweizen angebaut. Beim Backweizen wird auf die Stickstoff-Spätdüngung verzichtet. Die Ausgleichszahlungen für die Landwirte finanzieren die Wasserversorger über die Gebühren ihrer Kunden. Der Aufwand beträgt etwa 17 Cent je Kubikmeter Trinkwasser und ist damit günstiger als der Bau und Betrieb einer Wasseraufbereitung.
Einen geringen Teil der Kosten übernimmt die „Aktion Grundwasserschutz“, die das Projekt initiiert hat. Die Nitratkonzentration im Werntaler Grundwasser konnte um rund zehn Milligramm pro Liter gesenkt werden.

Keine Leerfahrten dank Kombiliner

Einen anderen Ansatz verfolgt das Oldenburger Münsterland. Dort fährt ein Nährstoffberater mit 20 Spezial-Lastwagen Gülle und Futtergetreide zwischen Tier- und Ackerbauregionen hin und her. Der sogenannte „Kombiliner“ enthält neben dem Laderaum für Getreide einen Tank oder abgetrennten Laderaum für Gülle. Damit darf der zertifizierte Lastwagen Gülle in die Ackerbauregion fahren und auf dem Rückweg Getreide für die Futtermittelwerke mitnehmen.

Weitere Beispiele dafür, wie Akteure praktikable Kompromisse für sauberes Trinkwasser finden, zeigt die neue Ausgabe der DVS-Zeitschrift „LandInForm – Magazin für ländliche Räume“ unter www.netzwerk-laendlicher-raum.de.

Hintergrund

Die DVS hat die Aufgabe, engagierte Menschen in den ländlichen Räumen zu vernetzen und durch Wissenstransfer zu unterstützen. Bei eigenen Veranstaltungen und über eigene Medien informiert sie die Fachöffentlichkeit, auch über Neuigkeiten aus dem Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE). Das KomLE setzt das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung im Auftrag des BMEL um und fördert als Projektträger bundesweit Modell- und Forschungsvorhaben. Die DVS und das KomLE machen sich in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gemeinsam für die ländliche Entwicklung stark.